Millionen Tote Erinnerung in Moskau
29.10.2007, 16:42 UhrVor der Zentrale des russischen Geheimdienstes in Moskau haben Menschenrechtler der Millionen Opfer des Terrors unter Diktator Josef Stalin gedacht. Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Memorial lasen die Namen von 40.000 Menschen vor, die in den 1930er Jahren erschossen wurden. "Wir wollen an die Opfer der politischen Repression erinnern", sagte Memorial- Direktorin Tatjana Kassatkina nach Angaben der Agentur Interfax. Vor 70 Jahren hatten die politischen Verfolgungen in der Sowjetunion ihren Höhepunkt erreicht. Menschenrechtler beklagen eine schleichende Rehabilitierung des Stalin-Regimes unter anderem in Schulbüchern.
Auch eine Delegation der Grünen im Europaparlament unter ihrem Fraktionschef Daniel Cohn-Bendit gedachte während einer Menschenrechtstagung in Moskau der Opfer. An der Lubjanka, wo der KGB seinen Sitz hatte und heute dessen Nachfolger - der FSB - untergebracht ist, versammelten sich auch Dutzende Angehörige der Opfer. "Aus meiner Familie wurden 13 Menschen Opfer des Terrors", sagte die 86-jährige Irina Michailowna. Die Familienmitglieder seien ohne Grund und ohne Gerichtsverfahren erschossen oder in Lager gesperrt worden.
Nach Angaben von Memorial leben noch 800.000 Menschen in Russland, die unter dem politischen Terror gelitten haben. Bis heute gebe es keine genauen Statistiken, sagte Memorial-Leiter Arseni Roginski. Die Organisation gehe allerdings von rund 12,5 Millionen Opfern aus. Viele dieser Menschen seien vor allem in der Zeit der Stalindiktatur von 1924 bis 1953 - oft ohne Gerichtsurteil - deportiert und ermordet worden. Memorial fordert unter anderem ein staatliches Denkmal und ein Museum zur Erinnerung an die Opfer.
Quelle: ntv.de