Wer schoss auf dem Maidan? Ermittler bezweifelt Alleinschuld der Berkut
10.04.2014, 12:51 Uhr
Die Toten vom 20. Februar liegen abgedeckt auf einem Bürgersteig in Kiew.
(Foto: REUTERS)
Es ist ein Blutbad, das zum Umsturz in der Ukraine führt: Im Februar werden Dutzende Menschen auf dem Maidan erschossen. Kiew glaubt zu wissen, wer die Todesschützen waren. Ein Ermittler widerspricht nun offenbar der offiziellen Version.
Sieben Wochen nach der Erschießung von Demonstranten in Kiew wachsen die Zweifel an der offiziellen Version der Ereignisse. Dies berichtet die ARD.
Die ukrainische Regierung und die Staatsanwaltschaft machen eine Einheit der inzwischen aufgelösten Sonderpolizei Berkut für die Morde verantwortlich. Laut der ARD bezweifelt ein an den Untersuchungen beteiligter Ermittler die Version von der Alleinschuld der Berkut. Auf Videos sei zu erkennen, dass Oppositionelle auch vom Hotel "Ukraina" aus beschossen wurden, das in der Hand der Oppositionellen gewesen sei.
Ein Augenzeuge bestätige das. Ein Amateur-Mitschnitt des Funkverkehrs von Scharfschützen lege zudem nahe, dass verschiedene Gruppen von Scharfschützen geschossen hätten.
Anwälte von Verwundeten beklagten laut dem Bericht, dass ihnen die Ergebnisse der Ermittlungen vorenthalten würden. "Wir haben nicht gesagt bekommen, welcher Typ Waffen verwendet wurde, wir bekommen keinen Zugang zu den Gutachten, wir bekommen die Einsatzpläne nicht", sagte ein Anwalt demnach. Die Staatsanwaltschaft sei parteiisch.
Dutzende Menschen gezielt erschossen
Die monatelangen Proteste gegen Präsident Viktor Janukowitsch in Kiew waren vom 18. bis zum 20. Februar in offene Gewalt umgeschlagen. Auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der Hauptstadt, wurden fast 90 Menschen getötet. Die Regierungsgegner machten den Staatschef für die Toten verantwortlich, nach dem Blutbad wurde er gestürzt.
Nach dem Machtwechsel in Kiew waren Zweifel an der Darstellung aufgekommen, dass allein Janukowitschs Führung das Blutbad provozierte. So äußerte Estlands Außenminister Urmas Paet in einem publik gewordenen Telefonat mit EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton den Verdacht, radikale damalige Oppositionskräfte könnten in die Todesschüsse verwickelt sein, um die Proteste weiter anzuheizen. Auch der Europarat forderte eine neutrale Aufklärung.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa