Politik

Berichte über laute Explosion Erneut Luftalarm in Tel Aviv

Eine israelische Abwehrrakete zerstört ein palästinensisches Geschoss.

Eine israelische Abwehrrakete zerstört ein palästinensisches Geschoss.

(Foto: REUTERS)

Der Konflikt zwischen Hamas und Israel eskaliert weiter. Eine vereinbarte Waffenpause währt nur kurz, immer wieder gibt es sowohl Luftangriffe des Militärs als auch Raketenbeschuss durch die Palästinenser. Davon ist nun auch wieder Tel Aviv betroffen. Unterdessen schaltet sich auch Kanzlerin Merkel in den Konflikt ein und bezieht deutlich Position.

Die israelische Küstenstadt Tel Aviv ist offenbar erneut Ziel von palästinensischen Raketenangriffen geworden. In der Stadt wurde Luftalarm ausgelöst. Augenzeugen berichteten, dass wenige Sekunden darauf eine laute Explosion zu hören gewesen sei. Nach Informationen der Zeitung "Haaretz" wurden drei Israelis im südlichen Israel verletzt.

Bereits am Donnerstag waren im Großraum Tel Aviv erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder zwei Raketen eingeschlagen, die nach palästinensischen Angaben durch den bewaffneten Arm des islamischen Dschihad abgefeuert worden waren. Eine davon traf einen Vorort von Tel Aviv, die andere landete im Meer.

Die Hamas gab sofort bekannt, die Detonation rühre von einer Rakete, die aus dem Gazastreifen abgefeuert worden sei. Die israelische Polizei erklärte unmittelbar nach der Mitteilung der im Gazastreifen herrschenden Organisation, es lägen keine Berichte über Schäden vor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel weist der radikal-islamischen Hamas die Schuld an der Eskalation im Nahen Osten zu. "Es gibt keinerlei Rechtfertigung für den Abschuss von Raketen auf Israel", sagte Regierungssprecher Georg Streiter. Merkel appelliere an Ägypten, seinen Einfluss auf die Hamas zu nutzen und mäßigend auf die Gruppierung einzuwirken.

Hague warnt vor Bodenoffensive

Israel habe das Recht, seine Bevölkerung "in angemessener Weise zu beschützen". Streiter lehnte eine Stellungnahme dazu ab, ob die Bundesregierung auch einen Einmarsch Israels im Gazastreifen als legitim betrachten würde. Auf die Frage, ob es israelische Anfragen nach zusätzlichen Waffenlieferungen an Deutschland gebe, sagte Streiter: "Nein."

Großbritannien warnte Israel vor den Folgen einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Die israelische Regierung müsse sich bewusst machen, dass dies in der Vergangenheit zu einem großen Verlust an Unterstützung und Sympathie in aller Welt geführt habe, sagte Außenminister William Hague. Ob Großbritannien eine Bodenoffensive der Israelis im Gazastreifen offiziell verurteilen würde, wollte Hague nicht sagen. "Wir müssen die Aktionen beider Seiten beurteilen, nicht nur einer", sagte er.

Die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen hielten auch in der Nacht unvermindert an.

Die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen hielten auch in der Nacht unvermindert an.

(Foto: dpa)

Hague und Premierminister David Cameron sehen die Hauptverantwortung für die Eskalation der Gewalt so wie Merkel bei der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas. Der zunehmende Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Israel sei nicht hinnehmbar, sagte ein Sprecher der Downing Street.

Hamas-Gebäude zerstört

Der ägyptische Regierungschef Hischam Kandil war heute zu einem Solidaritätsbesuch in den Gazastreifen gereist. Er kündigte an, Ägypten werde seine Bemühungen um einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen Israel und den Palästinensern verstärken. Ägypten agiert traditionell als Vermittler zwischen den Konfliktparteien.

Indessen ist eine vorübergehende Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel vorzeitig zerbrochen. Eigentlich war vereinbart worden, dass das Feuer während des Besuchs Kandils eingestellt wird. Es kam dennoch zu Luftangriffen durch Israel wie zu Raketenbeschuss durch die Palästinenser. Anschließend beschuldigten die Konfliktparteien einander, als Erste die Waffenruhe gebrochen zu haben.

Die Gewalt zwischen Israel und radikalen Palästinensern hatte auch in der Nacht angehalten. Die israelische Luftwaffe flog nach Regierungsangaben Dutzende Angriffe auf den Gazastreifen. Dabei wurde ein Gebäude des Innenministeriums der radikalislamischen Hamas zerstört. Augenzeugen berichteten von mehreren zerstörten Trainingsposten, die von militanten Palästinensern genutzt würden. Aus dem Gazastreifen seien, so das israelische Militär, zudem in der Nacht mindestens elf Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden.

Bodentruppen formieren sich

Am Abend wurden bei den Angriffen im Gazastreifen mindestens drei junge Palästinenser getötet, wie die Hamas mitteilte. Seit dem Aufflammen der Gewalt am Mittwoch, als Israel den Militärchef der Hamas getötet hatte, wurden neuen Angaben palästinensischer Rettungskräfte zufolge mindestens 19 Palästinenser getötet, darunter viele Kinder. Auf israelischer Seite starben drei Menschen.

Die israelischen Streitkräfte bereiten sich derweil offenbar auf eine Bodenoffensive vor. Am späten Abend transportierten mindestens zwölf Tieflader Panzer und gepanzerte Truppentransporter ins Grenzgebiet. Zahlreiche Soldaten wurden mit Bussen in die Region gebracht. Israelische Fernsehsender meldeten, die Invasion sei für den Freitag geplant. Die Streitkräfte dementierten die Berichte und erklärten, bislang sei noch keine Entscheidung über einen Einmarsch in den Gazastreifen gefallen.

16.000 Reservisten werden aktiviert

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte mit einer "signifikanten Ausweitung" des Militäreinsatzes. Israel werde alles Nötige tun, um sich zu verteidigen, sagte der Regierungschef. Verteidigungsminister Ehud Barak genehmigte unterdessen die Einberufung von Reservisten. Bis zu 30.000 zusätzliche Soldaten könnten somit mobilisiert werden, teilten die Streitkräfte mit. Konkret seien zunächst 16.000 dazu aufgerufen, in die Kasernen zu kommen, so das Militär. "Wir werden die Angriffe fortsetzen und ausweiten", sagte Generalstabschef Benny Gantz. "Ich glaube, wir können unsere Ziele erreichen."

Die israelischen Sicherheitskräfte gehen davon aus, dass die Hamas seit der bislang letzten Bodenoffensive im Gazastreifen vor vier Jahren massiv aufgerüstet hat und über etwa 12.000 Raketen verfügt. "Innerhalb von vier Jahren sind wir stärker geworden, wir verfügen über eine Strategie und haben uns mit allen militanten Kräften im Gazastreifen zusammengetan", sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen