Bushs Nahost-Initiative Erst Mubarak dann Scharon
07.06.2002, 00:17 UhrUS-Präsident George W. Bush arbeitet an einem neuen Plan zur Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses. Bush äußerte sich am Freitag zuversichtlich, in bevorstehenden Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon erste Ergebnisse erzielen zu können.
Mubarak und Bush sollten auf dem Landsitz des Präsidenten in Camp David zusammenkommen und ihre Gespräche auch am Samstag fortsetzen. Scharon wird für Montag bei Bush erwartet.
Mubarak kündigte an, sich bei dem Treffen mit Bush am Freitagabend für ein stärkeres Engagement der USA im Nahostkonflikt einsetzen zu wollen. Wie aus Kreisen der ägyptischen Regierung verlautete, will Mubarak Bush dringend bitten, einen Zeitplan für den Rückzug Israels aus den Autonomiegebieten und zur Gründung eines palästinensischen Staates aufzustellen. Mubaraks Friedenslplan sieht die Ausrufung eines palästinensischen Staates auf zunächst 42 Prozent der seit 1967 besetzten Gebiete Anfang kommenden Jahres vor. Innerhalb von drei Jahren soll dann eine endgültige Regelung ausgehandelt werden.
Arafat rief Mubarak und Bush vor deren Treffen auf, ihre Anstrengungen zur Rettung des Friedensprozesses zu verstärken, bevor er völlig zusammenbreche.
Festnahme einer mutmaßlichen Attentäterin
Bei ihren erneuten Vorstößen im Westjordanland hat die israelische Armee am Freitag nach eigenen Angaben eine 21-jährige Frau festgenommen, die einen Selbstmordanschlag geplant hat. Die Truppen waren am frühen Morgen mit etwa 20 Panzern in Dschenin eingerückt. Die Soldaten führten nach israelischen und palästinensischen Angaben Durchsuchungen von Haus zu Haus durch und verhängten eine Ausgangsperre.
Im Flüchtlingslager Deheische bei Bethlehem nahmen Soldaten einen Palästinenser fest. Fünf weitere wurden im Flüchtlingslager al-Fawar bei Hebron wegen des Verdachts des Terrorismus verhaftet, berichtete der Rundfunk. Außerdem habe die Armee die Absperrungen um weitere autonome Städte im Westjordanland nach Warnungen vor neuen Anschlägen verstärkt.
Rauch über Ramallah
Nach dem Terroranschlag auf einen Bus in Meggido war die israelische Armee am Donnerstag erneut mit Panzern in das Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah eingedrungen und hatte mehrere Gebäude zerstört. Bei Schießereien mit den Soldaten wurde ein Leibwächter Arafats getötet. Arafat beschuldigte Israel nach der Armeeoperation des "Faschismus" und "Rassismus" gegenüber den Palästinensern.
Zudem drangen israelische Panzer in Betunia, einen Vorort Ramallahs, ein und lösten damit Panik unter der Bevölkerung aus. Einheiten rückten auch in die Stadt Hebron ein, wo Soldaten sechs mutmaßliche Extremisten festnahmen. Dagegen zog sich die Armee nach palästinensischen Angaben nach sechstägiger Besetzung aus Nablus, der größten autonomen Stadt im Westjordanland, zurück.
Quelle: ntv.de