Rinder-Schlachtprogramm läuft an Erst zwei von 18 Schlachthöfen keulen
27.03.2001, 08:25 UhrDas umstrittene EU-weite Schlachtprogramm für 400.000 Rinder zur Entlastung des Rindfleisch-Marktes ist auch in Deutschland angelaufen. Nach Angaben des Bundesamtes für Ernährung und Landwirtschaft wurde vorerst nur in zwei von bundesweit 18 vorgesehenen Schlachthöfen gekeult. Die Teilnahme der Bauern an der Aktion ist freiwillig.
Vor allem die drohende Maul-und Klauenseuche verhindert einen schnellen Start des Schlachtprogramms, da Tiertransporte stark eingeschränkt seien.
Die Tiere werden zu einem Kilopreis von 3,30 DM aufgekauft, und - wie im EU-Schlachtprogramm vorgesehen - zu Tiermehl verarbeitet und dann verbrannt. Gekeult wurde im Chemnitzer Schlachthof Gausepohl und im nordfriesischen Niebüll. Die Mitarbeiter sprachen von einem regen Andrang. In Nordrhein-Westfalen soll es zum Schutz vor der Maul- und Klauenseuche bis zum 30. März keine Transporte zu den Schlachthöfen geben.
Ab etwa 23. April soll die Maßnahme in Deutschland nahtlos in ein neues EU-Ankaufprogramm übergehen, wonach die Mitgliedsstaaten das Fleisch auch auf eigene Kosten einlagern dürfen.
Finanzminister Hans Eichel (SPD) will nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" allerdings kein Geld für die Einlagerung des Fleisches zur Verfügung stellen. "Die Einlagerung ist nicht finanzierbar", sagte Eichel dem Blatt. Im Bundeshaushalt sei von Anfang an gerade genug Geld für die Vernichtung eingeplant gewesen.
Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne), die grundsätzlich gegen die Rinder-Massenschlachtungen ist, sieht die Möglichkeit einer Einlagerung skeptisch. Sie verwies auf die hohen Lagerkosten und die geringen Absatzchancen für das eingelagerte Fleisch. Auch die Lieferung des überschüssigen Fleisches als Nahrungsmittelhilfe nach Nordkorea ist noch keine beschlossene Sache.
Dennoch sucht Künast weiter nach finanziellen Mitteln für Verwertungsmöglichkeiten des Fleisches. Das Aufkaufprogramm sei "Gegenstand intensiver Ressortabstimmungen" zwischen dem Agrar- und dem Finanzministerium, sagte ein Sprecher Künasts.
Quelle: ntv.de