Neue Sicherungsverwahrung Erster Ex-Häftling zieht ein
16.09.2011, 13:22 UhrIm Oberhausener Therapiezentrum herrscht nun "Vollbetrieb": In der für Gruppentherapien umgebauten JVA lebt der erste Straftäter, der bisher rund um die Uhr von der Polizei überwacht wurde. Vorerst bleibt er allein, 13 weitere Anträge liefen jedoch vor.
Das bundesweit erste Therapiezentrum für rückfallgefährdete Gewaltverbrecher hat seinen ersten Fall: Am Donnerstagabend bezog ein aus der Sicherungsverwahrung entlassener Sexualverbrecher sein Zimmer in der streng gesicherten Anstalt in Oberhausen. Das teilte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Betreiber mit. Die 20 Mitarbeiter der Anstalt hatten zuvor im ausführlichen Probetrieb alle Abläufe durchgespielt.
Im Therapiezentrum sollen frühere Straftäter untergebracht werden, die nach europäischer Rechtsprechung nicht weiter in Sicherungsverwahrung genommen werden dürfen. Solche Anstalten sieht daher ein neues Bundesgesetz vor.
Der erste Insasse in Oberhausen ist nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums ein 62 Jahre alter Mann, der jahrelang in Bayern hinter Gittern saß. Nach Verbüßung der Strafe und langjähriger Sicherungsverwahrung war er kurze Zeit auf freiem Fuß und kam nach Düsseldorf. Dort überwachte die Polizei den als stark rückfallgefährdet eingeschätzten Sexualstraftäter rund um die Uhr. Dann entschied das Oberlandesgericht Nürnberg, dass er nach dem neuen Gesetz untergebracht werden muss.
Zwei Monate lang war in dem für 1,2 Millionen Euro umgebauten ehemaligen Gefängnis in Oberhausen der Betrieb erprobt worden. In dem Therapiezentrum arbeiten Sicherheitspersonal, ein Psychologe, Pflegekräfte, Therapeuten und Sozialarbeiter. Die Einrichtung muss laut Gesetz räumlich vom Strafvollzug getrennt und so ausgerichtet sein, dass eine angemessene Behandlung möglich ist. Die Menschen, die dort untergebracht werden, sind nicht psychisch krank, sondern gelten als psychisch gestört.
Quelle: ntv.de, dpa