Westerwelle macht's Erstmals FDP-Kanzlerkandidat
09.05.2002, 18:11 UhrFDP-Vorsitzender Guido Westerwelle soll sich entschlossen haben, zur Bundestagswahl im September als Kanzlerkandidat der Liberalen anzutreten. Er wolle dies aber erst am Sonntag zum Schluss des Mannheimer Bundesparteitages ankündigen, verlautete am Donnerstag am Rande von Beratungen der FDP-Führungsgremien in Mannheim.
Eine förmliche Abstimmung sei nicht vorgesehen, hieß es. Vielmehr solle die Nominierung durch Akklamation der rund 660 Parteitagsdelegierten erfolgen. Bei den Beratungen des Bundesvorstandes in Mannheim war nach Angaben von Parteisprecher Martin Kothe "die Mehrheit in der Tendenz dafür". Es habe aber auch einige Skeptiker gegeben.
Teilnahme an Fernsehduellen
Nach der Meinung der Befürworter gehe es nicht wirklich darum, den Kanzler zu stellen. Vielmehr solle der FDP-Chef "auf gleiche Augenhöhe" mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) kommen und auch an deren Fernsehduellen teilnehmen.
Westerwelle sagte, die Kanzlerkandidatur sei auch ein Mittel, die Eigenständigkeit der Liberalen zu unterstreichen. Die ursprünglich vom nordrhein-westfälischen Landeschef Jürgen Möllemann erhobene Forderung nach einem eigenen Kanzlerkandidaten hatte Westerwelle vor einem Jahr strikt abgelehnt. Damals hatte er gesagt, damit werde "Mut zum Übermut".
Prominente Befürworter und Kritiker
Nach dem Wahlerfolg von Generalsekretärin Cornelia Pieper, die in Sachsen-Anhalt als Ministerpräsidenten-Kandidatin angetraten war, überdachte er seine Haltung. Zu den Befürwortern gehört neben Möllemann Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms.
Zu den Kritikern zählt Fraktionschef Wolfgang Gerhardt. Er hält einen solchen Schritt für überzogen. Dem Berliner "Tagesspiegel" sagte er: "Ich habe mich beim letzten Parteitag dagegen ausgesprochen, meine Haltung hierzu hat sich nicht geändert."
Quelle: ntv.de