Deutsches Gesundheitswesen Es geht abwärts
22.11.2008, 13:52 UhrDie Bundesbürger beklagen einer Meinungsumfrage zufolge einen Abwärtstrend im deutschen Gesundheitswesen. 60 Prozent der Deutschen finden, dass die Qualität der Versorgung in den vergangenen Jahren schlechter geworden ist, heißt es in einer von der "Welt am Sonntag" veröffentlichten Allensbach-Umfrage. Gesunken ist danach auch das Vertrauen der Befragten in den eigenen Krankenversicherungsschutz. 29 Prozent fühlten sich nicht ausreichend abgesichert, heißt es in der für den Finanzberater MLP erstellten Erhebung.
Die Ärzte teilen die skeptische Ansicht der Bevölkerung: 57 Prozent der von Allensbach befragten Mediziner meinen, die Qualität der Gesundheitsversorgung habe sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren verschlechtert.
Nach Einschätzung der Ärzteschaft müssen sich die Deutschen auf einen Ärztemangel und Pflegenotstand einstellen. Zwei Drittel aller Ärzte geben in der Umfrage an, sie rechneten künftig mit einem Ärztemangel in ihrer Region. Besonders betroffen ist demnach Ostdeutschland. Für die Erhebung wurden 1800 Bundesbürger und zusätzlich 517 Ärzte befragt.
Am 1. Januar 2009 startet der neue Gesundheitsfonds mit einem einheitlichen Beitragssatz für alle gesetzlich Versicherte. Der Fonds umfasst insgesamt 166 Milliarden Euro, aus dem die Kassen die Mittel zur Versorgung ihrer Versicherten erhalten. Das sind nach den Worten des Präsidenten des Bundesversicherungsamtes, Josef Hecken, zehn Milliarden Euro mehr als den Kassen 2008 zur Verfügung stand.
Hecken geht davon aus, dass der künftig einheitliche Beitragssatz in Höhe von 15,5 Prozent für drei bis vier Jahre stabil bleiben wird. Er begründete dies im Südwestrundfunk (SWR) mit vorsichtigen Annahmen über die wirtschaftliche Entwicklung, die in seinem Amt bei der Schätzung des nötigen Beitragssatzes zugrunde gelegt worden seien.
Die Finanzausstattung durch den Fonds werde einige Kassen in die Lage versetzen, ihren Versicherten Rückerstattungen von gut 10 Euro im Monat zu gewähren. Einige andere Kassen würden jedoch Zuschläge von etwa 8 Euro erheben müssen. Dies werde etwa 5 bis 6 Prozent der gesetzlich Versicherten treffen. Mit Rückerstattungen könnten etwa 12 Prozent der Versicherten rechnen, sagte Hecken.
Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder bezweifelt jedoch, dass die vereinbarten 15,5 Prozent lange Bestand haben werden. "Wegen der zu erwartenden wirtschaftlichen Rezession werden die angepeilten Kassenbeiträge wahrscheinlich nicht zu halten sein", sagte der CSU-Politiker der "Welt am Sonntag". Er fürchte deshalb, dass die Kassen den Spardruck an Ärzte und Patienten weitergeben werden. "Das dürfen wir nicht zulassen." Die CSU werde die Entwicklung sehr genau verfolgen. "Die dauernde Verschleppung von Kompromiss zu Kompromiss bringt wenig." Mehr Ehrlichkeit in der Gesundheitspolitik sei notwendig.
Quelle: ntv.de