Politik

Babyklappen "sehr problematisch" Ethikrat empfiehlt Abschaffung

(Foto: ZB)

Zehn Jahre ist es her, dass die Babyklappen in Deutschland eingeführt worden. Der Ethikrat empfiehlt nun, sie wieder abzuschaffen. Die Evangelische Kirche will das Hilfsangebot aber lieber behalten.

Babyklappen und Angebote zur anonymen Geburt sollten aus Sicht des Deutschen Ethikrats aufgegeben werden. "Die bestehenden Angebote anonymer Kindesabgabe sind ethisch und rechtlich sehr problematisch, insbesondere weil sie das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern verletzen", heißt es in einer Stellungnahme des Deutschen Ethikrats.

Die bisherigen Erfahrungen legten zudem nahe, dass Frauen, bei denen die Gefahr bestehe, dass sie ihr Neugeborenes töten oder aussetzen, von diesen Angeboten nicht erreicht werden.

Der Ethikrat empfiehlt, stattdessen die Informationen über die Hilfsangebote für Schwangere und Mütter in Not- und Konfliktlagen zu verstärken und das Vertrauen in diese Angebote zu verbessern. Um darüber hinaus zu helfen, schlägt der Ethikrat ein "Gesetz zur vertraulichen Kindesabgabe mit vorübergehend anonymer Meldung" vor.

Käßmann: Fragwürdige und ungesicherte Annahmen

Scharfe Kritik an der Entscheidung kam von der Evangelischen Kirche. Die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Käßmann, sprach von fragwürdigen und ungesicherten Annahmen des Ethikrates. Würden Babyklappen und die Möglichkeit der anonymen Geburt abgeschafft, bliebe ein Kreis nicht erreichbarer Hilfebedürftiger zurück. Ebenso sei die Behauptung des Ethikrates äußerst zweifelhaft, Schwangere würden legale Hilfe besser nutzen, wenn sie darüber besser informiert werden, so Käßmann.

Babyklappen und Angebote zur anonymen Geburt gibt es seit 1999. Seitdem sind Schätzungen zufolge mehr als 500 Babys zu Findelkindern mit dauerhaft anonymer Herkunft geworden. In mehr als 50 deutschen Städten gibt es Babyklappen.

Der Deutsche Ethikrat besteht seit 2007. Er ist ein unabhängiges Sachverständigengremium und besteht aus 26 Mitgliedern – vorwiegend Wissenschaftler. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Erarbeitung von Stellungnahmen und Empfehlungen für Bundestag und Bundesrat.

Quelle: ntv.de, dpa

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