Politik

Erfolg für "Wahre Finnen" Euro-Gegner gewinnen Wahl

Die drei traditionell größten Parteien schauen auf den neuen Mann: Timo Soini neben Jutta Urpilainen, Mari Kiviniemi und Jyrki Katainen (von links).

Die drei traditionell größten Parteien schauen auf den neuen Mann: Timo Soini neben Jutta Urpilainen, Mari Kiviniemi und Jyrki Katainen (von links).

(Foto: REUTERS)

Der Wahlsieg der finnischen Rechtspopulisten könnte die Euro-Rettung ins Stottern bringen: Die "Wahren Finnen" sind strikt gegen Hilfen für überschuldete EU-Länder. Kommen sie mit in die Regierung, muss in Helsinki um die Zustimmung zum EU-Stabilitätspakt gepokert werden.

Großer Wahlsieger ist Timo Soini. Sein Ziel ist der Ausstieg aus dem Euro.

Großer Wahlsieger ist Timo Soini. Sein Ziel ist der Ausstieg aus dem Euro.

(Foto: dpa)

Ein überragender Wahlerfolg ist den populistischen Euro-Kritikern bei den Parlamentswahlen in Finnland gelungen. Die Partei Wahre Finnen kam auf 19 Prozent und konnte ihre Stimmenzahl im Vergleich zur letzten Wahl 2007 (4,1 Prozent) mehr als vervierfachen. Parteichef Timo Soini sagte zu seinem Erfolg: "Ich bin sehr glücklich und hoffe sehr, dass wir Teil der neuen Regierung werden. Wir verlangen vor allem soziale Gerechtigkeit."

Vor den Wahren Finnen lagen die Konservativen von Finanzminister Jyrki Katainen, der die liberale Regierungschefin Mari Kiviniemi ablösen kann. Seine Partei kam auf 20,4 Prozent und überholte das Zentrum von Kiviniemi, das bisher stärkste Kraft war. Die bäuerlich-liberale Partei der Regierungschefin erhielt nur 15,8 Prozent (-7,3 Prozentpunkte) und ist damit Verliererin der Wahl.

Jyrki Katainen von der Nationalen Sammlungspartei dürfte neuer Ministerpräsident werden.

Jyrki Katainen von der Nationalen Sammlungspartei dürfte neuer Ministerpräsident werden.

(Foto: dpa)

Als dritte der traditionell größten finnischen Parteien kamen die oppositionellen Sozialdemokraten mit ihrer Spitzenkandidatin Jutta Urpilainen auf 19,1 Prozent hauchdünn vor den Wahren Finnen. Urpilainen sagte, sie halte es nach dem Wahlerfolg für die Rechtspopulisten für "eine Selbstverständlichkeit", dass die Wahren Finnen in der nächsten Regierung vertreten sind. In Finnland gibt es bei Koalitionen wenig bis keine Berührungsängste.

Streitpunkt Stabilitätspakt

Völlig offen war in der Wahlnacht, welche der acht Parteien im neuen Reichstag unter Führung Katainens in einer Koalition zusammenarbeiten könnten. Der bisherige Finanzminister sagte: "Ich erwarte sehr schwierige Verhandlungen." Schwierigstes Problem für die als sicher erwarteten Verhandlungen mit den Wahren Finnen ist die noch ausstehende Ratifizierung des EU-Stabilitätspaktes. Katainen ist dafür und Soini strikt dagegen.

Mari Kiviniemi, die Chefin der Zentrumspartei, ist als Ministerpräsidentin abgewählt.

Mari Kiviniemi, die Chefin der Zentrumspartei, ist als Ministerpräsidentin abgewählt.

(Foto: dpa)

Soini wollte sich in der Wahlnacht nicht festlegen, ob er an seiner Forderung aus dem Wahlkampf festhält, dass Finnland seine endgültige Zustimmung verweigert. Die bisherige Regierung hatte bereits zugestimmt. Soini sagte: "Ich hoffe, dass es im Mai eine neue Regierung gibt, und dass wir dazugehören werden." Die  Rechtspopulisten führten einen europakritischen Wahlkampf und machten auch die Einwanderung und den finnischen Wohlfahrtsstaat zum Thema. Finnland hat einen Zuwanderer-Anteil von gerade mal drei Prozent.

Kiviniemi gestand ihre Niederlage ein: "Es ist ein bitteres Ergebnis für uns." Die 42-Jährige hatte das Amt der Ministerpräsidentin erst im letzten Juni übernommen. Ihr Vorgänger und Parteikollege Matti Vanhanen musste wegen zweifelhafter Praktiken bei der Wahlkampffinanzierung zurücktreten.

Die Sozialdemokraten von Jutta Urpilainen liegen knapp vor den Wahren Finnen.

Die Sozialdemokraten von Jutta Urpilainen liegen knapp vor den Wahren Finnen.

(Foto: REUTERS)

Praktisch alle Parteien aus dem bisherigen Parlament mussten Stimmen an die Wahren Finnen abgeben. Die Steigerung der Wahlbeteiligung von 67,9 Prozent (2007) auf 70,4 Prozent schrieben Wahlforscher ebenfalls einer Mobilisierung durch die Populisten zu.

Die bisher mitregierenden Grünen kamen auf 7,2 Prozent gegenüber bisher 8,5 Prozent. In der Koalition unter Kiviniemis Führung war neben dem Zentrum und den Konservativen auch die kleine liberale SVP (Partei der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland) vertreten. Sie erhielt 4,3 und verlor 0,3 Prozentpunkte. Die Linkspartei kam auf 8,1 Prozent (-0,8) und die Christdemokraten auf vier Prozent (-0,9).

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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