Keinen Moment Todesangst Ex-Geiseln fühlten sich als Gäste
22.07.2008, 18:00 UhrDer nach fast zweiwöchiger Entführung von der kurdischen PKK freigelassene Bergsteiger Helmut Hainzlmeier hat nach eigenen Angaben während der Geiselhaft nie um sein Leben gefürchtet. "Wir haben auf die Aussage der PKK vertraut, dass sie uns als Gäste ansehen", sagte der 65-Jährige nach der Rückkehr aus der Türkei der "Mittelbayerischen Zeitung". Die drei Entführten hätten auch deutschen Rundfunk hören dürfen und seien so informiert gewesen.
Es gehe ihm zwar gut, aber er wolle nun vor allem Ruhe haben, betonte der Vorsitzende der Kelheimer Sektion im Deutschen Alpenverein (DAV). Hainzlmeier hatte die Reise an den Berg Ararat ausgearbeitet und geleitet. Ähnlich hatte sich zuvor auch der 33-jährige Lars Holger Reime aus dem oberbayerischen Laufen geäußert. Hainzlmeier, Reime und der 48 Jahre alte Ingenieur Martin S. aus Ingolstadt waren am vergangenen Sonntag von den Entführern freigelassen worden, am Montagabend waren sie nach Bayern zurückgekehrt. Fünf bewaffnete PKK-Angehörige hatten die Bergsteiger am 8. Juli aus einem Camp am Berg Ararat auf 3200 Metern Höhe verschleppt.
Laut Hainzlmeier haben die Entführer fast täglich mit den drei Geiseln den Standort gewechselt. Es habe nächtliche Wanderungen beispielsweise zu Höhlen gegeben, sagte er dem Blatt. Die bayerischen Bergsteiger seien von insgesamt etwa 15 PKK-Mitgliedern bewacht worden, die sich regelmäßig abgewechselt hätten. Die drei Opfer seien froh gewesen, dass das Militär die PKK-Anhänger nicht angegriffen habe. "Uns erschien ein unmittelbares Aufeinandertreffen der Entführer mit der türkischen Armee als größte Gefahr", sagte Hainzlmeier in dem Interview. "Das wäre kritisch geworden."
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die Türkei unterdessen zur stärkeren Achtung der Minderheiten aufgerufen. "Alle politischen Kräfte in der Türkei sind aufgerufen, die Minderheitenrechte der verschiedenen Volksgruppen - auch der Kurden - stärker zu achten und anzuerkennen", sagte Herrmann der Deutschen Presse-Agentur dpa in München. "Wir erwarten aber auch von den Kurden, insbesondere von denen, die in Deutschland leben, dass sie auf jede Art von Gewalt verzichten und sich von jeglicher Gewaltanwendung eindeutig distanzieren."
Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK sei eine terroristische Vereinigung. Aktivitäten der PKK in Deutschland würden nicht geduldet. "Hier lebende Ausländer missbrauchen ihr Gastrecht, wenn sie Konflikte in ihrer Heimat in Deutschland austragen. Dem werden wir auch künftig energisch entgegentreten." Die PKK hat nach Herrmanns Angaben in Deutschland etwa 11.500 Anhänger. Die Vereinigung ist seit November 1993 in Deutschland verboten. In Deutschland leben den Angaben zufolge rund 500.000 türkische Staatsangehörige kurdischer Volkszugehörigkeit.
Quelle: ntv.de