Dresdner Plaudertasche Ex-König verrät Staatsgeheimnis
21.04.2002, 11:08 Uhr"Jetzt kann ich es ja sagen". Damit hatte Kurt Biedenkopf auch nach seinem vorzeitigen Rücktritt als Ministerpräsident der Sachsen noch eine Überraschung für sein Volk parat. Als „König Kurt“ verschwieg er es - nun plaudert er es nach fast zwölfjähriger Amtszeit aus: Kurt und Ingrid Biedenkopf haben beim schwedischen Möbelhersteller Ikea nicht nur einmal Rabatt erhalten.
Der „Welt am Sonntag“ sagte der 72-jährige CDU-Politiker: „Wir haben ... mehrmals Rabatt bekommen. Und nicht nur zehn Prozent, sondern auch 15. Und ich stehe dazu.“
Entschuldigung und Daunenbett
Noch im Dezember hatte „Biko“ als Ministerpräsident in Dresden erklärt, im Zusammenhang mit einem umstrittenen Rabatt-Kauf bei Ikea einen Fehler gemacht zu haben. Dafür entschuldigte er sich vor der CDU-Fraktion im Landtag.
Davor war bekannt geworden, dass Biedenkopf einen bei Ikea eigentlich unüblichen Rabatt von 15 Prozent erhalten hatte. Angeblich sollte die Rabatt-Summe von 132 DM karitativen Zwecken zu Gute kommen: Frau Ingrid ließ der Dresdner Babyklappe KALEB e.V. ein Daunenbett zukommen - allerdings erst eine Weile nach dem ganzen Wirbel.
Gästehaus und Paunsdorf-Center
Der Regierungschef war im Jahr vor seinem Rücktritt mehrfach in die Negativ-Schlagzeilen geraten. So war ihm und seiner Frau im Zuge der so genannten Mietaffäre unter anderem persönliche Vorteilnahme vorgeworfen worden. Biedenkopf hatte dies vehement zurückgewiesen. Letztlich musste er rund 122.000 DM wegen der privaten Beschäftigung von Personal, privater Dienstwagennutzung und für Miete an das Land nachzahlen.
In der Affäre um den Bürokomplex Leipzig-Paunsdorf ging es um zu hohe Mieten, mit denen nach Ansicht der Opposition der Investor begünstigt wurde. Dieser war mit Biedenkopf befreundet. Die kritisierten hohen Mieten wollte Biedenkopf seinem damaligen Finanzminister, ehemaligen Ziehkind, späteren Widersacher und heutigen Amtsnachfolger Georg Milbradt (CDU) in die Schuhe schieben.
Abdankung und Aufbauleistung
In der „Welt am Sonntag“ stritt Biedenkopf jedoch ab, dass die Affären um seine Person etwas mit seinem vorzeitigen Rücktritt zu tun gehabt haben. „Die so genannten Affären haben den Zeitpunkt kaum beeinflusst“, sagte er. „Das Getümmel war ohnehin im Januar weitgehend vorbei. Das Thema Gästehaus und die absurde Rabatt-Diskussion hatten sich erschöpft.“
Seit dem vergangenen Mittwoch nun ist Biedenkopf ein „Ex-König“. Kein Mensch hatte erwartet, dass er das gut gehütete Ikea-Staatsgeheimnis jetzt ausplaudert. Aber vielleicht deutete er dies bei seiner „Abdankungsrede“ vor dem Landtag bereits an, als er sagte: "Eine große Aufbauleistung liegt hinter uns ...“
Quelle: ntv.de