Politik

"Ich halte ihn für einen mutigen Whistleblower" Ex-Senator unterstützt Snowden

Der bekannte Republikaner und US-Parlamentspräsident Boehner hatte den Informanten Snowden wegen seiner Enthüllungen eines US-Abhörprogramms einst als einen Verräter bezeichnet. Ein republikanischer Ex-Senator sieht das ganz anders: Er meint, Snowden habe richtig gehandelt.

Edward Snowden bekommt von unerwarteter Seite Rückendeckung: Gordon Humphrey, der einst für die Republikaner im US-Senat saß, habe dem Informanten, der unter anderem die Affäre um das US-Spähprogramm "Prism" aufdeckte, in einer E-Mail seine Unterstützung versichert, berichtet die britische Zeitung "Guardian". Demnach ist der Politiker aus New Hampshire der Ansicht, Snowden habe richtig gehandelt.

Humphrey, hier im Jahr 1988, meint, Snowden habe das Richtige getan.

Humphrey, hier im Jahr 1988, meint, Snowden habe das Richtige getan.

(Foto: AP)

"Vorausgesetzt, dass Sie keine Informationen veröffentlicht haben, die Geheimagenten in Gefahr bringen könnten, glaube ich, dass Sie mit der Enthüllung eines - in meinen Augen - massiven Verstoßes gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten das Richtige getan haben", heißt es einer der auf der Internetseite des Blattes veröffentlichten E-Mail Humphreys.

Er habe zwölf Jahre im US-Senat gesessen und sei unter anderem ein Mitglied des Komitees für auswärtige Angelegenheiten sowie des Rechtskomitees gewesen. Daher glaube er, dass er über genügend Kenntnisse verfüge, um sich in der Sache ein solides Urteil bilden zu können.

Abschließend schrieb er Snowden, der sich noch im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo aufhält und in Russland um vorläufiges Asyl gebeten hat: "Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihrem Gesuch nach Asyl und möchte Sie ermutigen, durchzuhalten."

Eine "unverhältnismäßige" Kampagne gegen Snowden

Der "Guardian"-Journalist Glenn Greenwald schrieb, er habe Humphrey daraufhin kontaktiert. Der einstige Senator des US-Bundesstaates New Hampshire habe Greenwald bestätigt, dass die E-Mail tatsächlich von ihm stamme und seinen Ansichten sogar noch weiter ausgeführt.

"Meines Wissens nach hat Herr Snowden nur die Existenz eines Programms aufgedeckt und keine Details, die einen Menschen gefährden könnten", schrieb Humphrey demnach. Ich halte ihn daher für einen mutigen Whistleblower."

Humphrey kritisierte zudem, die US-Regierung habe eine völlig unverhältnismäßige Kampagne gegen Snowden gestartet. Gleichzeitig werde aber nichts unternommen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die ihre Macht missbraucht, Verfassungsverstöße begangen und die Rechte von Millionen von nichts ahnenden Bürgern verletzt hätten. Schließlich forderte er auch andere ehemalige Mitglieder des US-Kongresses auf, sich zu Wort zu melden. In einer E-Mail an das US-Nachrichtenportal "Politico" schrieb Gordon später noch, er hoffe, Schweden werde Snowden Asyl gewähren.

Andere prominente Republikaner hatten Snowden in der Vergangenheit scharf kritisiert. So hatte etwa US-Parlamentspräsident John Boehner Snowden als Verräter bezeichnet. "Die Enthüllung von Informationen bringt die USA in Gefahr. Und es ist ein gewaltiger Gesetzesbruch." In einem CNN-Interview sagte Ex-Präsident George W. Bush über Snowden: "Ich glaube, er hat der Sicherheit des Landes geschadet."

Auch die Töne der US-Regierung, die Snowden wegen Spionage sucht, standen im krassen Gegensatz zu Humphreys Worten: Sie forderte Snowden erneut zur Rückkehr auf. "Er sollte nach Hause kommen und den Mut haben, sich den Anschuldigungen zu stellen", sagte US-Außenamtssprecher Patrick Ventrell.

Dagegen hatte der demokratische Ex-Präsident Jimmy Carter zuvor in einem CNN-Interview Verständnis für Snowdens Handeln gezeigt. Snowden habe offensichtlich amerikanische Gesetze gebrochen. "Aber ich glaube, der Eingriff in die Menschenrechte und die Privatsphäre ging zu weit", fügte er hinzu. Langfristig sei es wahrscheinlich positiv, dass dies alles öffentlich gemacht worden sei. "Ich denke, das amerikanische Volk verdient es, zu wissen, was sein Kongress tut."

Snowden will gewisse Geheimnisse nicht preisgeben

Auch Snowdens Antwort an Humphrey veröffentlichte Greenwald. Darin dankte der Geheimdienstexperte dem Politiker. "Ich wünschte, dass noch mehr unserer Gesetzgeber Ihre Prinzipien teilten - dann wäre mein Handeln nicht notwendig gewesen."

Seine Intention sei es gewesen, die Bevölkerung darüber zu informieren, was in ihrem Namen unternommen wird und wie gegen sie vorgegangen wird. Er habe keinerlei Informationen weitergegeben, die das amerikanische Volk in Gefahr brächten, und werde dies auch nicht tun. Es gebe noch immer Geheimnisse, die er weiter für sich behalte, schrieb Snowden demnach. Eine seiner Aufgaben beim US-Verteidigungsnachrichtendienst DIA sei gewesen, den Mitarbeitern dort beizubringen, wie man sensible Angaben schützt. Er versichere, dass er nicht einmal unter Folter dazu gezwungen werden könne, diese Informationen preiszugeben.

Die Medien hätten seine Intentionen und sein Tun in ihrer Berichterstattung verzerrt, kritisierte Snowden noch. "Es scheint, als glaubten sie, in jeder modernen Geschichte müsse es einen Bösen geben." Möglicherweise sei dies auch so. "Vielleicht bedeutet Vaterlandsliebe in solchen Zeiten, dass man von seiner Regierung gehasst wird."

Quelle: ntv.de, mit dpa

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