Kämpfe auch im Süd-Libanon Explosion in Beirut
04.06.2007, 09:31 UhrDie libanesische Hauptstadt Beirut ist erneut von einer Explosion erschüttert worden. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt, als eine Autobombe im Beiruter Christenviertel Sad al-Boscharija in der Nähe einer Kirche detonierte. Nach ersten Angaben der Polizei war der Sprengsatz in einem am Straßenrand stehenden Bus versteckt. Augenzeugen berichteten, dass durch die Wucht der Explosionen zahlreiche Geschäfte zerstört wurden. Einheiten der Armee riegelten das Gebiet ab.
In den vergangenen vier Wochen hatte es in Beirut drei Bombenexplosionen gegeben. Dabei wurde ein Mensch getötet, Dutzende erlitten Verletzungen.
Wenig vor der neuerlichen Explosion hatten sich im Libanon die Kämpfe zwischen islamischen Extremisten und der Armee auf palästinensische Flüchtlingslager im Süden des Landes ausgeweitet. Bei Gefechten im Lager Ein al-Hilweh südlich von Beirut wurden nach Angaben aus Militärkreisen zwei Soldaten und zwei Extremisten getötet. Nach Krisengesprächen unter den verschiedenen Palästinenser-Gruppen flauten die Kämpfe im Laufe des Montags wieder ab.
Mit den Angriffen im Süden sollten offenbar die im Lager Nahr al-Bared im Norden unter Druck geratenen islamischen Extremisten entlastet werden. Seit zwei Wochen geht die libanesische Armee gegen die mit der Al Kaida in Verbindung gebrachte sunnitische Fatah al-Islam in Nahr el-Bared vor. Die militante Islamistengruppe Dschund al-Scham habe die Kämpfe am rund 40 Kilometer südlich von Beirut gelegenen Lager Ein al-Hilweh angefangen, hieß es in den Militärkreisen.
Bei dem mit Feuerwaffen und Granaten geführten Gefecht seien auch drei Soldaten und zwei Zivilisten verletzt worden. Hunderte Zivilisten flüchteten aus dem Lager, in dem die Fatah von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas die meisten Sympathien genießt. Wie in anderen Lagern verfügen allerdings auch hier kleinere Extremistengruppen über Rückhalt. Nach Verhandlungen mit den anderen Palästinenser-Gruppen erklärten sich die Dschund al-Scham-Kämpfer bereit, ihre Positionen zu Gunsten anderer Milizen zu räumen. Einer Vereinbarung aus dem Jahr 1969 zufolge darf die libanesische Armee die zwölf Palästinenser-Lager im Land nicht betreten.
Dschund al-Scham hält lockere Verbindungen zu der Gruppe Fatah al-Islam, die sich im etwa 100 Kilometer nördlich von Beirut gelegenen Flüchtlingslager Nahr al-Bared Kämpfe mit der Armee liefert. Auch am Montag waren von dort sporadisch Gefechtslärm und Explosionen zu hören. Die Armee hatte das Lager am Sonntag den dritten Tag in Folge fast ununterbrochen aus Panzern, Artilleriegeschützen und Kampfhubschraubern beschossen. Die dort verschanzten Extremisten lehnten es dennoch strikt ab, sich zu ergeben, wie es die Regierung in Beirut gefordert hat.
Der am Freitag begonnene Angriff des libanesischen Militärs auf die Extremisten hat große Teile des Lagers zerstört, von dessen fast 40.000 Bewohnern die meisten seit Beginn der Kämpfe geflohen sind. Insgesamt starben seit Beginn der Gewalt am 20. Mai mindestens 110 Menschen.
Quelle: ntv.de