Anschläge in Syrien Explosionen töten 50 Menschen
23.12.2011, 17:28 Uhr
Die zerstörte Frontseite des Geheimdienstgebäudes.
(Foto: dpa)
In Damaskus töten zwei Explosionen nach Angaben von Krankenhäusern mindestens 50 Menschen. Die staatlichen syrischen Medien melden, das Terrornetzwerk Al-Kaida habe Einrichtungen der Sicherheitsbehörden mit Autobomben angegriffen. Menschenrechtsgruppen berichten von Maschinengewehrfeuer in der Stadt.
Erstmals seit Beginn der Massenproteste in Syrien ist Damaskus von einem Selbstmordanschlag erschüttert worden. 50 Menschen seien bei den Attentaten getötet worden, sagten Mitarbeiter von Krankenhäusern. Die Führung um Präsident Baschar al-Assad machte die Terrororganisation Al-Kaida für die Explosionen in Damaskus verantwortlich. Ein Vorausteam für die Beobachtermission der Arabischen Liga nahm derweil seine Arbeit auf.

Syrische Sicherheitskräfte inspizieren ein zerstörtes Auto, mit dem sich Attentäter in die Luft sprengten.
(Foto: dpa)
Nach offiziellen Angaben der syrischen Staatsmedien wurden bei den Attacken auf Gebäude der Sicherheitskräfte und des Geheimdienstes mindestens 40 Menschen getötet und rund 100 verletzt. Zwei Attentäter hätten sich in ihren Fahrzeugen in die Luft gesprengt. Die Agentur Sana verbreitete Aufnahmen, die verstümmelte Leichen, ausgebrannte Fahrzeuge sowie beschädigte Gebäude zeigten. Vor allem Zivilisten und Mitarbeiter der Armee seien den Anschlägen zum Opfer gefallen, vermelden die Behörden.
Keine Beweise für Al-Kaida-Anschlag
Das syrische Fernsehen berichtete unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter, dass nach ersten Untersuchungen das Terrornetzwerk Al-Kaida hinter den Anschlägen stecke. Für diese Behauptung wurden jedoch keine Beweise geliefert. Die Attentäter seien vom Libanon aus eingereist, hieß es außerdem. Das Nachbarland habe Damaskus bereits am Dienstag über den Grenzübertritt informiert. Eine unabhängige Überprüfung der Vorgänge im autoritär regierten Syrien ist nicht möglich.
Die sunnitische Terrororganisation Al-Kaida steht im Verdacht, gezielt Anschläge gegen Schiiten zu verüben. Der syrische Präsident Assad zählt zur Minderheit der Alawiten, die vom schiitisch geprägten Iran unterstützt werden. Al-Kaida hatte Syrien bislang als Transitland für Anschläge im Nachbarland Irak genutzt.
Oppositionsgruppen äußerten jedoch Zweifel, ob es sich bei den Anschlägen tatsächlich um Attacken von Terroristen handelt. Ein Aktivist sagte, dass die Tatorte für ihre hohen Sicherheitsstandards bekannt sei, da sich auch Einrichtungen des Geheimdienstes dort befinden. Andere spekulierten darüber, ob nicht doch das Assad-Regime hinter den Explosionen stecke, um die Beobachter der Arabischen Liga an ihrer eigentlichen Arbeit zu hindern.
Abzug der Armee wird überwacht
Erst am Vortag hatte die Liga eine Mission gestartet, die das seit März andauernde Blutvergießen in Syrien beenden sollte. Das Assad-Regime geht seit Monaten gewaltsam gegen Oppositionsproteste vor. Die Organisation schickte ein erstes Team von zwölf Diplomaten und Experten nach Damaskus, um eine größere Beobachtermission vorzubereiten. Die soll ab Ende Dezember den Abzug der Armee aus den Städten und die Freilassung von Regimegegnern überwachen. Laut syrischem Staatsfernsehen besuchte das Team die beiden Tatorte.
Oppositionelle halten die Initiative der Arabischen Liga für sinnlos oder gar für schädlich. Über die Internetplattform Facebook riefen Aktivisten daher unter dem Motto "Protokoll des Todes, eine Lizenz zum Töten" zu landesweiten Demonstrationen gegen die Mission auf. Die Einwilligung des Assad-Regimes, Beobachter der Liga ins Land zu lassen, sehen sie als Ablenkungsmanöver. Damit wolle die Regierung lediglich verhindern, dass sich der UN-Sicherheitsrat mit der Krise befasse, hieß es. Die Opposition will erreichen, dass der Weltsicherheitsrat sogenannte Schutzzonen im Grenzgebiet zur Türkei einrichtet, in dem Deserteure und Oppositionelle Zuflucht nehmen können.
Gefechte in der Oppositionshochburgen Homs
Im Zentrum und im Nordwesten des Landes waren nach Oppositionsangaben erneut 14 Menschen getötet worden. In den Oppositionshochburgen Homs und Idlib hätten sich Regierungstruppen und Deserteure aus der syrischen Armee heftige Gefechte geliefert. Einer der Kommandeure der abtrünnigen Soldaten, Riad al-Assad, äußerte sich entsetzt über die Anschläge und verurteilte die Gewalt gegen Zivilisten.
Nach UN-Schätzungen starben seit Beginn der Proteste gegen Assad im März mehr als 5000 Menschen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete indes, dass bisher mehr als 2000 Sicherheitskräfte getötet worden seien.
Quelle: ntv.de, rts/dpa