Politik

Briefbombe explodiert in Rom FAI bekennt sich ein zweites Mal

Ein römisches Inkasso-Büro ist Ziel des neuerlichen Anschlags.

Ein römisches Inkasso-Büro ist Ziel des neuerlichen Anschlags.

(Foto: dpa)

Die italienischen Anarchisten der FAI bekennen sich zu dem Briefbomben-Anschlag auf ein italienisches Inkasso-Büro, bei dem ein Mann schwer verletzt wird. Zuvor hatten sie bereits die Verantwortung für die entschärfte Briefbombe gegen Deutsche-Bank-Chef Ackermann übernommen. In diesem Fall ermittelt nun die Bundesanwaltschaft.

Zwei Tage nach dem vereitelten Briefbombenanschlag auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist in Rom eine Briefbombe explodiert. Bei der Detonation eines Päckchens in der Filiale der staatlichen Steuer- und Gebühreneinzugsgesellschaft Equitalia in Rom wurde der Direktor schwer verletzt. Wie italienische Medien berichteten, verlor er einen Finger. Nach Angaben von Ärzten konnte sein Augenlicht gerettet werden, nachdem aus beiden Augen Glassplitter entfernt wurden.

In beiden Fällen bekannte sich die italienische Anarchistengruppe "Federazione Anarchica Informale" (FAI) zu der Tat. Ein Sprecher der italienischen Sicherheitsbehörden sagte, das Bekennerschreiben für den Anschlag in Rom sei fast identisch mit dem, das Experten des LKA in der entschärften Briefbombe an Ackermann gefunden hatten.

Der zuständige italienische Staatsanwalt sprach von einem "terroristischen Hintergrund". Das Innenministerium in Rom ordnete eine schärfere Bewachung von sensiblen Objekten an. Den Angaben der Behörden zufolge kam die explosive Sendung in Rom ebenso aus Mailand wie die an Ackermann adressierte Briefbombe, die am Mittwoch in Frankfurt noch rechtzeitig entdeckt worden war. In diesem Fall übernahm inzwischen die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen. Es bestehe "der Anfangsverdacht der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit dem Versuch des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt", hieß es in einer Erklärung. In Deutschland wurden allerdings keine weiteren Briefbomben gefunden.

Monti zeigt sich solidarisch

Der italienische Regierungschef Mario Monti bedauerte den Vorfall und versicherte dem Verletzten seine Solidarität. Die Schuldeneintreibungsgesellschaft Equitalia habe "stets nur ihre essenzielle Aufgabe im Rahmen von Recht und Gesetz erfüllt", erklärte Monti. Die Aktiengesellschaft ist vollständig im Besitz der öffentlichen Hand und ist für Steuer- und Gebühreneintreibung zuständig.

"Federazione Anarchica Informale" (FAI): Die militante Anarchistengruppe bezeichnet sich als "Informelle Anarchistische Bündnis".

"Federazione Anarchica Informale" (FAI): Die militante Anarchistengruppe bezeichnet sich als "Informelle Anarchistische Bündnis".

(Foto: dpa)

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann war am Mittwoch in Frankfurt am Main einem Anschlag entgangen. Ein an ihn adressierter Umschlag war in der Poststelle der Deutschen Bank aufgefallen und durchleuchtet worden. Nach den bisherigen kriminaltechnischen Erkenntnissen setzte sich der Sprengsatz unter anderem aus etwa 50 Gramm explosiven Zündmittels sowie einer funktionstüchtigen Zündvorrichtung zusammen, wie der Generalbundesanwalt mitteilte. Experten des LKA entschärften die Briefbombe, verletzt wurde niemand.

Der Bombenfund bei der Deutschen Bank löste in Besorgnis vor einer neuen Terrorwelle aus. Von New York aus schalteten sich auch Spezialisten des FBI in die Ermittlungen ein. Die Schutzvorkehrungen vor Bankfilialen in Frankfurt und Manhattan wurden verstärkt. Die Ermittler hätten die Unternehmen sensibilisiert, beim Posteingang besonders vorsichtig und sorgsam zu sein.

In dem Bekennerschreiben in Frankfurt warnte die FAI vor "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger" und auch gegen Politiker. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte der Sprecher des Hessischen Landeskriminalamtes, Udo Bühler.

Serie von Briefbomben an Botschaften

Das Bekennerschreiben sei in die Briefbombe an Ackermann integriert gewesen, sagte Bühler. "Es war zunächst von der Optik her nicht als Bekennerschreiben erkennbar." Von dem gerollten, handschriftlichen Schreiben auf Italienisch wäre nach Einschätzung des LKA allerdings nicht viel übrig geblieben, wenn die Briefbombe explodiert wäre. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass sie nicht explodieren sollte. Beim normalen Öffnen des Briefes wäre das passiert", sagte Bühler.

Die Deutsche Bank verschärft ihre Sicherheitsvorkehrungen - wie hier vor einer Filiale in New York.

Die Deutsche Bank verschärft ihre Sicherheitsvorkehrungen - wie hier vor einer Filiale in New York.

(Foto: REUTERS)

Die "informellen Anarchisten" der FAI hatten in der Vergangenheit mehrfach die Verantwortung für Anschläge gegen staatliche Organisationen in Europa übernommen. 2003 bekannte sich die Gruppe zu einem versuchten Briefbombenanschlag auf die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main. Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt konnten damals keine Tatverdächtigen ermitteln.

Vor einem Jahr hatte eine ganze Serie von Briefbomben im römischen Botschaftsviertel Verunsicherung ausgelöst. Sprengsätze tauchten unter anderem in diplomatischen Vertretungen der Schweiz, Griechenland und Chile auf. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Auch damals lagen die Bekennerschreiben der FAI neben den Sprengsätzen.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Michael Hartmann, bezeichnete den Anschlagsversuch auf Ackermann in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" als "Alarmzeichen". Er habe die Sorge, "dass wir in ein Klima des Klassenhasses zurückfallen könnten, das es in Deutschland in den 1970er Jahren schon einmal gab". Hartmann forderte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen: "Der polizeiliche Objekt- und Personenschutz sollte in dieser ernsten Situation bis auf Weiteres massiv hochgefahren werden."

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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