Keine "Basteltanten" Fachkräfte-Lücke in Kitas
27.04.2009, 15:41 UhrFür den von Bund und Ländern geplanten Ausbau der Kinderkrippen für unter Dreijährige fehlen nach einer Studie in den nächsten fünf Jahren rund 47.000 Fachkräfte. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte als Konsequenz aus der Analyse eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen, eine Aufwertung ihrer Ausbildung, mehr Studienplätze für diesen Beruf an Hochschulen sowie berufsbegleitende Umschulungs- und Weiterbildungsangebote der Bundesagentur für Arbeit.
Nach GEW-Angaben verdient heute eine Erzieherin beim Berufseinstieg auf einer Vollzeitstelle 1922 Euro brutto. Nach 15 Berufsjahren könne sie ein Endgehalt von 2474 Euro erreichen. "Die schlechte Bezahlung steht in krassen Widerspruch zu den gestiegenen Berufsanforderungen. Erzieherinnen haben heute einen Bildungsauftrag und sind keine "Basteltanten"", sagte GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke.
Ziel von Bund und Ländern ist es, bis 2013 für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in Kindertagesstätten oder bei Tagesmüttern anzubieten. Nach der bisherigen Ausbauplanung sollen an den Kitas mindestens 260.000 neue Plätze entstehen. Die bisherigen Kapazitäten der Fachschulen für Sozialpädagogik und der Berufsfachschulen reichten aber nicht aus, dafür ausreichend Berufsnachwuchs auszubilden, sagte Hocke.
"Polizei, Zoll und selbst auch die Feuerwehr werben derzeit offensiv bei Abiturientinnen und Realschülerinnen mit guten Noten um Berufsnachwuchs." Dagegen hätten die Kultus- und Jugendminister noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt.
Laut Analyse arbeiten in den Kindertagesstätten in Deutschland derzeit knapp 450.000 Erzieherinnen und Erzieher. Im Westen haben 57 Prozent eine Vollzeitstelle, im Osten 18,2 Prozent.
Der am Sonntag für weitere vier Amtsjahre wiedergewählte GEW-Vorsitzende Ullrich Thöne forderte auf dem in Nürnberg stattfindenden Gewerkschaftstag, das in mehreren UN-Erklärungen enthaltene "Recht auf Bildung" für alle Menschen auch im Grundgesetz und in den Landesverfassungen zu verankern. "Bis heute gibt es keinen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Kindergarten, schon gar nicht ab dem ersten Lebensjahr", kritisierte Thöne.
Quelle: ntv.de