Politik

Wegen Spionage-VerdachtsFäröer zünden im Fisch-Streit mit Russland die nächste Stufe

14.12.2025, 10:04 Uhr
imageVon Kevin Schulte
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Blick-auf-die-Stadt-Torshavn-auf-den-Faeroeer-Inseln
Blick auf die Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer. (Foto: IMAGO/CHROMORANGE)

Russland ist sauer auf die Färöer. Die kleine Inselgruppe im Nordatlantik hat ein Gesetz beschlossen, mit dem die Regierung zwei große russische Fischereikonzerne aus den heimischen Gewässern verbannen kann. Den Unternehmen wird vorgeworfen, im Auftrag des Kreml zu spionieren.

Die Färöer, das sind 18 idyllische Inseln im Nordatlantik. Umgeben von Meer, so weit das Auge reicht. Zwischen Schottland, Island und Norwegen leben hier etwa 54.000 Menschen, aber noch viel mehr Schafe. Daher auch der Name der Insel, Färöer bedeutet übersetzt Schafsinseln. Die traditionsbewussten Färinger leben größtenteils vom Fischfang. Genau der sorgt jetzt für Streit mit Russland.

Das Parlament der Färöer hat mit 17 zu 12 Stimmen ein Gesetz beschlossen, das dem Kreml gar nicht schmeckt. Zwei große russische Fischereikonzerne - Norebo und Murman Seafood - werden aus den Häfen der Färöer verbannt - sie dürfen in den färöischen Gewässern keine Fische mehr fangen. Das Gesetz soll zum Jahresbeginn 2026 in Kraft treten.

Damit steht ein jahrzehntelanges Abkommen aus Sowjetzeiten auf der Kippe: 1977 haben die Färöer und Russland gegenseitige Fangrechte vereinbart. Moskau darf rund um die Färöer fischen und die Häfen für das Umladen nutzen. Dafür dürfen die Trawler der Färinger in der Barentssee Fische fangen, und zwar mehrere tausend Tonnen Kabeljau, Dorsch, Garnelen und Heilbutt. Die exakten Fangquoten werden jedes Jahr neu verhandelt. Für dieses Jahr hatten 28 russische Schiffe eine Lizenz für die Gewässer der Färöer bekommen.

Auch nach dem russischen Großangriff auf die Ukraine 2022 hat das Abkommen gehalten. Die Färöer sind zwar ein Teil des Königreichs Dänemark, gehören aber nicht zur Europäischen Union. Sie sind autonom, haben eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament. Deshalb können die Färinger eigene Entscheidungen treffen, vorbei an Gesetzen in Kopenhagen und Brüssel.

Russland droht mit "Vergeltung"

2023 hatten die Färöer entschieden, russische Schiffe aus ihren Häfen zu verbannen - allerdings mit einer entscheidenden Ausnahme, und zwar Fischerboote. 2024 wurde die Regel ausgeweitet. Seitdem dürfen nur noch Trawler anlegen, die unter die Fischerei-Lizenz für die Region fallen. Ab kommendem Jahr werden dann zwei russische Seafood-Konzerne komplett ausgesperrt.

Die neue Entwicklung kommt in Moskau - wenig überraschend - gar nicht gut an. Russland spricht von "unfreundlichen Aktionen" und droht mit "Vergeltungsmaßnahmen". Das Außenministerium stellt das Abkommen von 1977 grundsätzlich infrage.

Gleichzeitig macht auch die EU Druck, weil die russischen Fischkutter offenbar nicht nur wegen der großen Fischbestände rund um die Färöer schippern. Den russischen Unternehmen wird vorgeworfen, in europäischen Gewässern zu spionieren. Sowohl Norebo als auch Murman Seafood weisen die Anschuldigungen zurück.

In der Nordsee und im Nordatlantik gibt es ein dichtes Netz an Unterseekabeln, Pipelines und anderer kritischer Infrastruktur. Geheimdienste beobachten seit Jahren, dass sich dort immer wieder russische Schiffe aufhalten. Es sollen teilweise Spionageschiffe sein, die sich getarnt als Forschungsschiff oder Fischtrawler durch die Meere bewegen.

Gibt es Spionage unter dem Deckmantel der Fischerei? In einer TV-Doku der öffentlich-rechtlichen Sender aus Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland hieß es 2023 bereits, die russische Spionage-Flotte soll europäische Infrastruktur vermessen und wenn nötig sogar attackieren. Auf diesem Weg könnten die Russen zum Beispiel Stromausfälle auslösen.

Wirtschaft der Färöer nicht mehr so stark abhängig

Die Färöer haben es Norwegen nachgemacht. Auch das norwegische Parlament hatte im Sommer beschlossen, dieselben russischen Fischereikonzerne nicht mehr in die eigenen Hoheitsgewässer und Häfen zu lassen. Ab kommendem Jahr dürfen sie keine norwegischen Häfen mehr anlaufen oder sich in norwegischen Gewässern aufhalten. Im Mai hatte schon die EU Sanktionen gegen die beiden russischen Seafood-Firmen verhängt.

Jetzt ziehen die Färöer mit. Die kleine Inselgruppe kann sich den Schritt offenbar mittlerweile erlauben: Die Wirtschaft ist inzwischen nicht mehr so stark von Russland abhängig. 2024 sind nur noch sieben Prozent der färöischen Exporte nach Russland gegangen, im Wert von umgerechnet etwa 107 Millionen Euro. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei fast 30 Prozent.

"Wieder was gelernt"-Podcast

Quelle: ntv.de

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