Nazi-Vergleiche, Phase III "Faschistoid" war unnötig
24.10.2007, 14:24 UhrAlles wie immer: Der Pressesprecher des Bistums Augsburg hat seinen Nazi-Vergleich bedauert, sich jedoch nicht dafür entschuldigt. Noch am Dienstag hatte Dirk Hermann Voß seine Äußerungen mit dem Satz "Der Nazi-Vergleich ist in diesem Fall zulässig, weil er die Christen als NS-Opfer betrifft" bekräftigt.
Das hat Voß sich nun anders überlegt. Seine Kritik an Äußerungen der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth sei zunächst schärfer ausgefallen "als bei näherem Hinsehen nötig", erklärt Voß auf der Website des Bistums. Das räume er "im Sinne beiderseitiger verbaler Abrüstung ohne weiteres ein".
Die bayerischen Grünen nannten Voß' Klarstellung hilfreich und boten einen Dialog über das strittige Thema Familienpolitik an.
Voß hatte Roths Aussage, der Augsburger Bischof Walter Mixa sei ein "durchgeknallter, spalterischer Oberfundi" als "faschistoide" Äußerung bezeichnet, die an die Propagandahetze der Nazis gegen die katholische Kirche erinnere. Roths "permanenter Versuch, sich selbst zur Zensurbehörde der gesellschaftspolitischen Diskussion in Deutschland zu machen, trägt seit langem schon beunruhigende faschistoide Züge", so Voß wörtlich.
Nur eine demokratische Mahnung
Der historische Vergleich sei "im Nachhinein betrachtet nicht erforderlich" gewesen, erklärte Voß nun. Er sei jedoch durch die "Maßlosigkeit der Kritik" Roths an Mixa ausgelöst worden. Sein Statement habe "niemanden beleidigen" sollen, sondern sei "als ernste Mahnung gedacht" gewesen, "in der politischen Diskussion nicht die demokratische Streitkultur zu verlassen".
Voß erklärte weiter, seine Aussage, wonach die Grünen für Christen nicht wählbar seien, sei "konkret aus der Verärgerung über die persönlichen Angriffe der Grünen-Vorsitzenden auf Bischof Mixa formuliert gewesen"; sie dürfe "nicht verallgemeinert werden". Allerdings hatte Voß zuvor wörtlich erklärt, Roth habe mit ihrer Ausdrucksweise "mehr als deutlich gemacht, dass sie und ihre Partei auf allen Ebenen für Christen nicht wählbar sind".
Jetzt erwartet der Pressereferent "eine deutliche Klarstellung seitens der Grünen, um zwischen Bischof Mixa und der Partei wieder eine vernünftige Gesprächsbasis herzustellen". Mixa selbst hatte sich in dem Streit nicht zu Wort gemeldet. Roth hatte sich mit ihrer von Voß attackierten Bemerkung auf zugespitzte familienpolitische Äußerungen des Bischofs bezogen.
Quelle: ntv.de