Djerba-Anschlag Festnahmen in Frankreich
05.11.2002, 17:37 UhrSieben Monate nach dem Anschlag auf eine Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba sind in Frankreich acht Verdächtige festgenommen worden. Das teilte das Innenministerium in Paris mit.
Bei der Explosion in der Synagoge "La Ghriba " waren am 11. April 19 Menschen ums Leben gekommen, darunter 14 deutsche Urlauber. Weitere 17 erlitten zum Teil schwerste Verletzungen.
Die Verdächtigen gingen den Sicherheitsbehörden in den Lyoner Vororten Saint-Priest und Venissieux ins Netz. Unter ihnen sind nach Polizeiangaben der Bruder und die Eltern des mutmaßlichen Attentäters, Nizar Naouar, sowie drei weitere Personen aus dem Umfeld der Familie. Der Bruder Walid Naouar war im April schon einmal aufgegriffen worden, kam aber wieder frei.
Bei Durchsuchungen seien Papiere sichergestellt worden die "in direktem Bezug zum Attentat stehen" könnten. An der Aktion waren die nationale Polizei und der Spionageabwehrdienst beteiligt. Sie sei von langer Hand geplant gewesen.
Nach Informationen des franzöischen Fernsehsenders TF1 konnten die französischen und tunesischen Ermittler Telefongespräche von Naouar zu seinen Verwandten, aber auch zu bislang Unbekannten in Frankfurt am Main verfolgen.
Zu dem Anschlag hatte sich in einer von dem arabischen Sender El Dschasira ausgestrahlten Botschaft die Terrorgruppe des Islamisten Osma bin Laden bekannt. Die tunesischen Behörden hatten zunächst von einem Unfall gesprochen. Später räumten sie jedoch ein, dass es sich um einen "vorsätzlichen kriminellen Akt" gehandelt habe.
Nach ihrer Darstellung wurde der Anschlag von dem 25 Jahre alten Tunesier Naouar und einem nicht identifizierten Komplizen ausgeführt, der ebenfalls in Tunesien gelebt haben soll. Naouar soll bei der Explosion getötet worden sein. Über das Schicksal seines Komplizen ist nichts bekannt. Naouar hatte einen mit Gasflaschen beladenen Lastwagen vor der alten Synagoge abgestellt, der dann explodierte.
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und El Kaida nicht ausgeschlossen. Die tunesische Polizei hatte im Haus des Selbstmordattentäters Hinweise entdeckt, die auf einen Zusammenhang mit El Kaida hindeuteten. Auch die USA hielten einen Zusammenhang für möglich.
Die deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt in Zusammenhang mit dem Attentat gegen einen 35 Jahre alten Deutschen, den zum Islam konvertierten Christian G., der ein möglicher Kontaktmann gewesen sein soll.
Quelle: ntv.de