Argentinien hat gewählt First Lady ist Präsidentin
29.10.2007, 06:39 UhrArgentiniens bisherige First Lady Cristina Fernndez de Kirchner ist die erste gewählte Staatschefin des südamerikanischen Landes. Die Frau des scheidenden Präsidenten Nstor Kirchner erreichte bei der Wahl nach offiziellen Angaben 44,8 Prozent der Stimmen und eroberte das höchste Staatsamt damit gleich im ersten Durchgang. Ihre schärfste Rivalin, die Mitte-Links- Kandidatin Elisa Carri erzielte 22,9 Prozent und gestand ihre Niederlage ein.
Die in der politischen Mitte stehende Kirchner gehört wie ihr Mann der vom früheren Staatschef Juan Domingo Pern in den 1940er Jahren gegründeten peronistischen Bewegung an, die aus zahlreichen Flügeln von ganz links bis ganz rechts besteht. Nstor Kirchner verzichtete zugunsten seiner machtbewussten Frau auf eine neue Kandidatur für das Amt. Sie übernimmt die Präsidentschaft offiziell am 10. Dezember für vier Jahre.
Glückwünsche von Merkel
Zu den ersten Gratulanten gehörte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel schrieb ihr in einer Glückwunschbotschaft, sie hoffe auf eine Fortsetzung der "traditionell guten und freundschaftlichen Beziehungen" zwischen beiden Ländern.
"Triumph für alle Argentinier"
"Wir haben einen klaren Sieg errungen", sagte Frau Kirchner am Wahlabend vor jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Buenos Aires. "Dies ist ein Triumph für alle Argentinier." Der deutliche Wahlsieg verschaffe ihr keine privilegierte Stellung, sondern bedeute eine größere Verantwortung für sie. Wie schon im Wahlkampf stand auch in Kirchners kurzer Siegesrede die Tatsache, dass erstmals eine Frau die Präsidentenwahl in dem konservativ-katholischen Land gewann, eher am Rande. Sie fühle eine besondere Verantwortung für die Frauen, sagte die Mutter von zwei Kindern. Wie viele andere Frauen habe sie die doppelte Verpflichtung zu Hause in der Familie und in ihrem Beruf in der Öffentlichkeit immer gerne angenommen und befürwortet, betonte sie. Erste Staatschefin des Landes war Isabel Pern. Sie erhielt das höchste Staatsamt jedoch erst als Vize-Präsidentin nach dem Tod ihres Mannes Juan Domingo Pern 1974. Nach einer kurzen chaotischen Amtszeit wurde sie durch einen Militärputsch 1976 gestürzt.
Kirchner gehörte zu den engsten Beraterinnen ihres Mannes, der vor vier Jahren Präsident geworden war. Unter seiner Führung legte die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas mit Wachstumsraten von acht Prozent im Jahr kräftig zu. In den Jahren 2001/2002 hatte Argentinien eine schwere Wirtschaftskrise durchgemacht, die große Teile der Bevölkerung verarmen ließ. Den stärksten Zuspruch fand Kirchner in den Kreisen der armen und arbeitenden Bevölkerung in der Provinz Buenos Aires und im strukturschwachen Norden Argentiniens.
Anhänger der Peronisten äußerten die Hoffnung, dass die künftige Präsidentin an die wirtschaftlichen Erfolge ihres Mannes anknüpfen könne und sie das Land vor einer erneuten wirtschaftlichen Berg-und-Tal-Fahrt bewahren werde. Auf der anderen Seite gibt es zunehmende Sorgen über eine hohe Inflation, Energieknappheit und eine zu große Machtkonzentration in den Händen des Ehepaars Kirchner, das in Anspielung an das frühere US-Präsidentenpaar auch als "die Clintons des Südens" bekannt ist. Fernandez de Kirchner genieße zwar große Unterstützung der Bevölkerung, es gebe aber die klare Botschaft, dass sie bestimmte Probleme anpacken müsse, sagte der Politikwissenschaftler Enrique Zuleta Puceiro.
Präsidentin mit Biss
Kirchner lud die Opposition ein, gemeinsam für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Als ihre Hauptaufgaben bezeichnete sie die Festigung der Demokratie, weiteres Wirtschaftswachstum und die Überwindung der krassen sozialen Unterschiede. Die Peronistin profitierte zwar von den wirtschaftspolitischen Erfolgen ihres Mannes und dem Einsatz des Staatsapparates für ihren Wahlkampf. Jedoch gilt sie als erfahrene Politikerin. Ihr wird ein unbedingter Wille zur Macht nachgesagt. Bei ihren politischen Gegnern und auch bei Mitarbeitern ist sie wegen ihrer Scharfzüngigkeit und manchmal aufbrausenden Art gefürchtet.
Auf Platz drei mit 16,8 Prozent lag der frühere Wirtschaftsminister Roberto Lavagna gefolgt vom Gouverneur der Provinz San Luis, Alberto Rodrguez Sa, für den 7,7 Prozent stimmten. Der konservative frühere Verteidigungsminister Ricardo Lpez Murphy stürzte auf nur noch 1,4 Prozent ab.
Quelle: ntv.de