Nordkoreas Atomwaffen Fischer "sehr besorgt"
17.11.2002, 17:52 UhrDie Bundesregierung hat auf das Eingeständnis Nordkoreas, ein Atomwaffenprogramm zu entwickeln, mit der Einberufung des nordkoreanischen Botschafters reagiert. Die internationalen Rüstungsabkommen sehen Nordkorea nicht als Atommacht vor.
Außenminister Joschka Fischer äußerte sich in einer Erklärung "sehr besorgt". Sollte Nordkorea tatsächlich Uran für Waffenzwecke angereichert haben, wäre dies "eine gravierende und sehr ernste Verletzung des Nichtverbreitungsvertrages wie auch anderer von Nordkorea eingegangener internationaler Verpflichtungen".
Die Bundesregierung fordere Nordkorea auf, "unzweideutig und ohne Abstriche" geltende Vereinbarungen zu erfüllen. "Verpflichtungen verletzende Aktivitäten müssen unverzüglich eingestellt, Verbotenes verifizierbar vernichtet werden", erklärte Fischer.
Zuvor hatte Nordkorea eingeräumt, mehrere Jahre lang ein geheimes Atomwaffenprogramm betrieben zu haben. Dies sei ein schwerer Verstoß gegen das 1994 zwischen den USA und Nordkorea geschlossene Abkommen, das Nordkorea zur Aussetzung seines Atomwaffenprogramms verpflichtet habe, teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, in Washington mit.
Die US-Regierung suche nach einer friedlichen Lösung der Differenzen mit der kommunistischen Regierung in Pjöngjang. Südkorea nannte die Atomwaffenpläne inakzeptabel und rief Nordkorea, sich an die Verträge zu halten.
In dem Abkommen hatte sich Nordkorea verpflichtet, sein Atomwaffenprogramm auszusetzen. Im Gegenzug war dem Land der Bau zweier vom Westen finanzierter Atomreaktoren zur friedlichen Nutzung der Atomenergie zugesagt worden. Mit diesen Reaktoren kann kein waffenfähiges Plutonium erzeugt werden.
Boucher teilte in seiner Stellungnahme weiter mit, das nordkoreanische Atomwaffenprogramm sei auch ein Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag, die Sicherheitsbeschlüsse der Internationalen Atom-Energiebehörde (IAEA) und die gemeinsame Nord-Süd-Erklärung über die Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel.
US-Präsident George W. Bush hatte Nordkorea zusammen mit Irak und Iran als "Achse des Bösen" bezeichnet und ihnen vorgeworfen, in den Besitz von Massenvernichtungswaffen gelangen zu wollen. Der südkoreanische Präsident Kim Dae Jung nannte die Pläne Nordkoreas nach Angaben seines Sicherheitsberaters Im Seung Joon inakzeptabel. Dass Nordkorea sein geheimes Programm zugegeben habe, sei jedoch ein Zeichen der Bereitschaft Nordkoreas zu Gesprächen und einer Lösung im Dialog.
In ranghohen US-Kreisen hieß es, Nordkorea habe die Existenz eines Atomwaffenprogramms zugegeben, nachdem die USA Beweise vorgelegt hätten. Der stellvertretende südkoreanische Außenminister Lee Tae Sik sagte in Seoul, alle Fragen zu dem Atomwaffenprogramm sollten friedlich und durch einen Dialog gelöst werden. Die Regierung in Seoul rufe Nordkorea auf, verantwortungsvoll zu sein und die Verträge über Atomwaffen einzuhalten.
Quelle: ntv.de