Italien schiebt Tunesier ab Flüchtlinge zünden Lager an
11.04.2011, 20:26 Uhr
Rauch steigt über dem Hautgebäude auf.
(Foto: REUTERS)
Auf Lampedusa ist die Lage nach ersten Abschiebungen durch die italienischen Behörden eskaliert. Aus Protest zündeten die tunesischen Flüchtlinge ein Gebäude des Lagers an, einigen von ihnen gelingt in den folgenden Wirren die Flucht.
Nach den ersten Abschiebungen tunesischer Einwanderer haben Migranten auf der italienischen Insel Lampedusa einen Teil des Aufnahmelagers in Brand gesteckt. Auf der Basis eines bilateralen Abkommens mit Tunis hatte Rom insgesamt 50 Tunesier in ihr Heimatland zurückgeschickt.
Aus Protest gegen die drohende Rückführung waren zunächst zahlreiche der etwa 1000 Immigranten auf das Dach eines der Gebäude des Hauptauffanglagers "Contrada d'Imbriacola" geklettert. Viele hatten lautstark "Libertà, libertà" (Freiheit, Freiheit) gerufen. Trotz der Versuche von Polizei und Lagerpersonal, die Lage zu beruhigen, eskalierte der Protest. Einige Immigranten steckten dann das zentrale Wohngebäude in Brand, berichteten italienische Medien. Die Feuerwehr konnte das Feuer relativ schnell löschen.
Etwa 50 Tunesiern gelang in dem Durcheinander die Flucht aus dem Zentrum. Einige seien aber bereits wieder aufgegriffen worden. Andere würden noch von der Polizei gesucht, hieß es.
Tausende Tunesier
In dem Lager der südlich Siziliens gelegenen Insel sind derzeit nur Tunesier untergebracht. Flüchtlinge aus Libyen, die einen Antrag auf Asyl stellen können, werden im Moment in der ehemaligen NATO-Basis "Loran" versorgt.
Nach einer am vergangenen Dienstag unterzeichneten tunesisch-italienischen Vereinbarung werden alle neu in Italien eingetroffenen Migranten aus Tunesien direkt zurückgeschickt. Bis dahin waren seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali im Januar über 22.000 Tunesier allein auf Lampedusa angekommen. Diesen will Italien jetzt Sondervisa ausstellen, mit denen sie auch in andere europäische Länder ausreisen können. Dies führt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den EU-Staaten.
Quelle: ntv.de, dpa