Punktsieg für US-Marine Flugzeugträger befreit Iraner
06.01.2012, 20:15 UhrDer Iran lässt nicht locker und kündigt neue Manöver in der Straße von Hormus an. Unterdessen verhandeln die EU-Staaten über den Zeitpunkt, an dem das geplante Ölembargo in Kraft treten soll. Derweil rettet ein in Teheran verhasster US-Marine-Verband iranische Seeleute.
Inmitten der Spannungen zwischen den USA und dem Iran hat die Besatzung eines amerikanischen Flugzeugträger-Verbandes 13 Iraner aus der Gewalt von Piraten befreit. Die Iraner seien von Somaliern in der Arabischen See als Geiseln genommen worden und nach der Rettung auf dem Weg in ihre Heimat, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Der Zerstörer "USS Kidd" habe auf einen Notruf des unter iranischer Flagge fahrenden Fischerboots reagiert. Er kam demnach vom Kapitän des bereits vor 40 bis 45 Tagen von Piraten gekaperten Fischerei-Schiffes "Al Molai". US-Marines seien dann an Bord des Schiffes gegangen, hätten die iranische Crew befreit und 15 mutmaßliche Piraten ergriffen. Die Rettung der Iraner ereignete sich nach US-Angaben bereits am Donnerstag. Bei der "USS Kidd" handelt es sich um ein Begleitschiff des Flugzeugträgers "USS John C. Stennis".
Die iranischen Geiseln hätten unter "harschen Bedingungen" gelebt, mit begrenzten Essensrationen und unter der Androhung von Gewalt, wird ein US-Soldat zitiert. Die mutmaßlichen Piraten, wahrscheinlich größtenteils Somalier, hätten anscheinend ihre Geiseln dazu gezwungen, ihnen bei ihren kriminellen Operationen zu helfen, hieß es in der Mitteilung weiter. Sie hätten sich rasch ergeben und befänden sich vorläufig auf dem Flugzeugträger "Stennis" in US-Gewahrsam.
Der Iran hatte die USA kürzlich gewarnt, jenen Flugzeugträger, der sich jetzt als Retter in der Not erwies, in den Persischen Golf zurückzubeordern und Konsequenzen angedroht. Der Verband war Anfang Januar in den Golf von Oman verlegt worden. Dem US-Militär zufolge war dieser Schritt Teil einer lang geplanten Operation. Ob überhaupt eine Rückkehr geplant ist, ist der Öffentlichkeit unbekannt.
Iran kündigt neues Manöver an
Das US-Verteidigungsministerium versicherte, die US-Marine werde auch künftig für einen freien Schiffsverkehr in der Region sorgen und die strategisch wichtige Straße von Hormus passieren.
Die iranischen Streitkräfte hatten am Montag ein Manöver in der Region beendet und dabei auch Raketen getestet. Das Land droht damit, die Meeresenge von Hormus zu blockieren, falls internationale Sanktionen gegen Rohölexporte aus dem Land verhängt werden sollten.
Durch die Seestraße von Hormus werden 40 Prozent des weltweit verschifften Erdöls transportiert. Hintergrund des Streits ist das iranische Atomprogramm. Viele Länder verdächtigen das Land, Atomwaffen zu entwickeln. Die Regierung in Teheran bestreitet dies und gibt an, mit der Atomtechnik lediglich Energie produzieren zu wollen.
Nach den zehntägigen Manövern der iranischen Marine in der Straße von Hormus hat nun auch die Elitetruppe der Revolutionswächter dort Manöver angekündigt. Wie die Führung der sogenannten Pasdaran mitteilte, will sie ihre Manöver vom 21. Januar bis 19. Februar abhalten. Die EU-Staaten verhandeln derweil weiter über den Zeitpunkt, zu dem das geplante Ölembargo gegen den Iran in Kraft treten soll.
Die Spannungen zwischen Teheran und dem Westen um das Ölembargo und eine mögliche Sperrung oder Verminung der Meerenge von Hormus könnten sich durch die neuerlichen Seemanöver verstärken.
EU braucht noch Zeit
Über den geeigneten Zeitpunkt für den Beginn des Ölembargos gegen den Iran gehen die Meinungen in der EU offenbar stark auseinander. Laut den EU-Statistiken betrug im Jahr 2010 der Anteil des importierten Erdöls aus dem Iran für alle EU-Länder zusammen 5,8 Prozent; die von der Finanzkrise besonders betroffenen südlichen Mitglieder Spanien, Griechenland und Italien kommen aber auf Anteile von mehr als 13 Prozent. Derzeit wird nun vor allem nach Ersatzlieferländern gesucht. Vor allem eine Heraufsetzung der Liefermenge Saudi-Arabiens ist im Gespräch.
Quelle: ntv.de, jga/rts/AFP/dpa