Stasi-Vorwürfe gegen Engholm "Focus" lässt nicht locker
07.04.2001, 23:50 UhrDer ehemalige SPD-Chef Björn Engholm soll nun doch bei der Stasi als "IM" registriert gewesen sein. Das berichtet das Nachrichtenmagazins "Focus" und beruft sich dabei auf Unterlagen, die der US-Geheimdienst CIA im Dezember 2000 seinen deutschen Partnern übergab. Engholm bestritt in "Focus" jegliche IM-Tätigkeit. Bei den neuen Vorwürfen handele es sich um eine Kampagne.
Nach neuesten Erkenntnissen sei Engholm ab 3. Februar 1971 bei der DDR-Auslandsspionage als IM mit dem Decknamen "Erdmann" erfasst worden, berichtet das Magazin unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise.
Justiz-Staatssekretär Hansjörg Geiger, Generalbundesanwalt Kay Nehm sowie Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm seien über Engholms IM-Registrierung seit Anfang des Jahres informiert. Die brisanten Stasi-Dokumente aus der so genannten Klar- und Decknamen-Datei der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) würden derzeit in der Berliner Gauck-Behörde aufbewahrt. Deren Sprecher Christian Booß wie auch Nehms Sprecherin Frauke Scheuten lehnten gegenüber "Focus" aus Gründen des Datenschutzes jede Stellungnahme zu den Engholm-Akten ab. Eine Existenz dieser Unterlagen sei von beiden Behörden aber ausdrücklich nicht dementiert worden.
Dem Bericht zufolge war Engholm unter der Registriernummer XV 128/71 bis Herbst 1983 als "IM Erdmann" erfasst. Erst danach sei er einer HVA-Abteilung übergeben worden, die für die Abschöpfung von West-Politikern mit legalen DDR-Kontakten zuständig war.
Erst im Dezember vergangenen Jahres hatte sich Engholm gegen entsprechende "Focus"-Anschuldigungen gewehrt und vom Chefredakteur des Münchner Nachrichtenmagazins, Helmut Markwort, eine Entschuldigung verlangt. Dies hatte Markwort abgelehnt und punktuell seine Anschuldigungen aufrecht erhalten. Damals noch hatte auch SPD-Generalsekretär Franz Müntefering von Markwort eine Entschuldigung gefordert. Zudem war der Verdacht gegen Engholm von Nehm ausgeräumt worden.
Quelle: ntv.de