Politik

Rote Khmer-Prozess Folteropfer sagt aus

Die Roten Khmer rotteten in den vier Jahren ihrer Herrschaft in Kambodscha ein Viertel der Bevölkerung aus. Allein im berüchtigten S21-Foltergefängnis starben 12.000 Menschen. Nur eine Handvoll der Opfer überlebte.

Bou Meng sagt vor Gericht über die Gräueltaten aus; seine Frau hat S21 nicht überlebt.

Bou Meng sagt vor Gericht über die Gräueltaten aus; seine Frau hat S21 nicht überlebt.

(Foto: dpa)

Einer der wenigen Überlebenden der Folterstätte Toul Sleng in Kambodscha hat vor Gericht die unmenschlichen Methoden des Regimes der Roten Khmer beschrieben. Bou Meng sagte vor dem Völkermordgericht bei Phnom Penh gegen Kaing Guek Eav alias Duch aus. Der 66-Jährige hatte damals das Gefängnis, auch als S21 berüchtigt, geleitet. Er ist wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Bou Meng beschuldigte Duch, die Folter direkt angeordnet zu haben. Seine Frau wurde im Gefängnis S21 ermordet. Insgesamt kamen dort zwischen 1975 und 1979 mehr als 12.000 Menschen ums Leben.

"Sie haben mich jeden Tag geschlagen und mir Elektroschocks versetzt", sagte der heute 68-jährige Bou Meng. An anderen Tagen wurde ihm Wasser ins Gesicht geschüttet, bis er das Bewusstsein verlor. Er entkam, weil er - wie der Überlebende Vann Nath - Porträts malen konnte. Ein anderer von nur einer Handvoll Überlebender entkam der Hinrichtung, weil er Mechaniker war und Maschinen reparieren konnte.

Kaing Guek Eav alias Duch ist der erste der Verbrecher, denen endlich der Prozess gemacht wird.

Kaing Guek Eav alias Duch ist der erste der Verbrecher, denen endlich der Prozess gemacht wird.

(Foto: AP)

Die Roten Khmer lockten Bou Meng und seine Frau mit dem Versprechen nach Phnom Penh, sie könnten an einem Kunstcollege unterrichten. Stattdessen wurden sie nach Toul Sleng gebracht. Ein Foto, das damals gemacht wurde, "ist das einzige, das mir von meiner Frau geblieben ist", sagte er. Die beiden wurden der Spionage für die Geheimdienste der USA und Russlands bezichtigt. "Sie haben immer wieder nach KGB und CIA gefragt, aber ich wusste gar nicht, was das ist."

Duch ist der erste Angeklagte, dem wegen der Gräueltaten der Roten Khmer der Prozess gemacht wird. Er hat seine Schuld eingeräumt, doch wollen seine Verteidiger beweisen, dass er nur Befehle ausführte.

Keine Gnade nicht einmal für Babys

Duch hatte unter anderem gestanden, dass seine Gefolgsleute Babys an Bäumen erschlagen hatte. Brutale Wärter packten die Kleinen an den Füßen und schleuderten sie gegen Bäume, bestätigte der Chef-Folterer des Regimes. Ein Überlebender hatte eine solche Szene später in Bildern festgehalten, die heute im Toul-Sleng-Museum in der kambodschanischen Hauptstadt hängen. Die Babys waren in dem Foltergefängnis gemeinsam mit ihren Eltern untergebracht.

"Diese fürchterlichen Bilder, wie sie gegen die Bäume geschmettert wurden - ja, das haben meine Untergebenen gemacht", sagte Duch. "Mein Vorgesetzter (Verteidigungsminister) Son Son sagte mir, es bringe nichts, sie zu behalten, weil sie eines Tages Rache nehmen könnten."

Ein Viertel der Bevölkerung ausgerottet

Die Roten Khmer beherrschten Kambodscha von 1975 bis 1979 und rotteten in der Zeit ein Viertel der Bevölkerung aus. Zehntausende Menschen wurden ermordet, andere starben durch Zwangsarbeit und Hungersnöte. Außer Duch sind vier weitere frühere Rote Khmer-Führungsfiguren angeklagt, die aber jede Verantwortung bestreiten.

Quelle: ntv.de, hdr/dpa

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