Politik

Ägypten bittet um internationale Hilfe Fragezeichen hinter Kairo-Konten

In Ägypten normalisiert sich das Leben. Touristen erleben eine Lichtshow vor den Pyramiden.

In Ägypten normalisiert sich das Leben. Touristen erleben eine Lichtshow vor den Pyramiden.

(Foto: REUTERS)

In Kairo berät erstmals ein Gremium aus Juristen über eine neue Landesverfassung und die Übergangsregierung bittet die Weltgemeinschaft um Wirtschaftshilfe. Die EU kann sich indes nicht auf Wege zur Sperrung des Millliarden-Vermögens von Ex-Präsident Mubarak einigen. Der verweigert derweil die Einnahme von Medikamenten.

Die Europäische Union (EU) hat über das Einfrieren von Konten hochrangiger Politiker und Beamter Ägyptens noch nicht entschieden. Die EU-Finanzminister hätten die Entscheidung darüber an die Außenminister weitergegeben, sagte der ungarische Wirtschaftsminister Gjorgi Matolcsi. Ägypten hatte Großbritannien und Frankreich sowie die USA am Montag darum gebeten, die Vermögen ehemaliger hochrangiger Regierungsmitglieder einzufrieren. Eine ähnliche Anfrage habe Ägypten auch an die EU gestellt, sagte ein mit der Sache vertrauter EU-Diplomat. Die Anfrage betreffe jedoch nicht die Vermögen des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak, hieß es in Washington und Paris. Die Schweiz hatte zuvor bereits mitgeteilt, sie habe vermeintliche Mubarak-Konten gesperrt.

Beratungen über Landesverfassung

Nach dem Erfolg der Demokratiebewegung in Ägypten ist in der Hauptstadt Kairo jetzt erstmals ein Gremium aus Juristen zur Überarbeitung der Landesverfassung zusammengetreten. Die Kommission soll laut Oberstem Militärrat, der die Geschicke des Landes seit dem Sturz Mubaraks am Freitag lenkt, binnen zehn Tagen Änderungsvorschläge vorlegen. Die Regierung bat die Weltgemeinschaft um Wirtschaftshilfe.

Die Muslimbrüder wollen eine eigene Partei bilden.

Die Muslimbrüder wollen eine eigene Partei bilden.

(Foto: AP)

Die Leitung der Verfassungskommission übernahm der ehemalige Präsident des Staatsrats, Raek el Beschri, der in der Bevölkerung breite Anerkennung genießt. Das Militär wolle die Macht "möglichst bald" an eine Zivilregierung übergeben, sagte der beteiligte Anwalt und ehemalige Parlamentsabgeordnete der Muslimbruderschaft, Sobhi Saleh. Der Oppositionelle Mohammed Mursi kündigte an, die unter Mubarak verbotenen Muslimbrüder würden eine reguläre Partei gründen.

Hunderte Menschen vermisst

Seit den Protesten werden nach Angaben von Menschenrechtlern hunderte Menschen vermisst. Teilweise würden die Vermissten von der Armee festgehalten, sagte der Direktor des Arabischen Netzwerks zur Information über die Menschenrechte, Gamal Eid. Er forderte die Armee auf, umgehend eine Liste mit den Namen der Gefangenen und dem Ort ihrer Inhaftierung zu veröffentlichen.

Die Opposition verlangt Bericht über die verschwundenen Menschen.

Die Opposition verlangt Bericht über die verschwundenen Menschen.

(Foto: AP)

Nach Angaben von Eid bereitet die Armee derzeit eine Liste mit der Angabe der Gründe der Festnahme vor. Dies könne jedoch noch einige Zeit dauern, warnte er. Nach Angaben des Anwalts Nassir Amin vom Arabischen Zentrum für die Unabhängigkeit der Justiz wurden viele Demonstranten beim Verlassen des Kairoer Tahrir-Platzes von Polizisten in Zivil festgenommen. Eine Gruppe von Internetaktivisten hatte erklärt, die Armee habe ihr versichert, alle vermissten Demonstranten aufzuspüren.

Spekulationen über Mubaraks Gesundheit

Nach den jüngsten Spekulationen über den Gesundheitszustand Mubaraks hat jetzt der Sender Al-Arabija Berichte über den Tod des 82-Jährigen dementiert. Dabei berief sich der Sender auf offizielle ägyptische Kreise. In den vergangenen Tagen war aus Mubaraks Umfeld berichtet worden, dem 82-Jährigen gehe es gesundheitlich sehr schlecht. Demnach sei er in seinem Domizil in Scharm el Scheich mehrfach ohnmächtig geworden und wolle seine Medikamente nicht mehr nehmen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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