Protest gegen Mohammed-Karikaturen Frankreich schließt Botschaften
19.09.2012, 12:06 Uhr
Die Radaktionsräume der Zeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris müssen von der Polizei beschützt werden.
(Foto: AP)
Aus Angst vor gewaltsamen Angriffen wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen schließt Frankreich vor den Freitagsgebeten seine Botschaften und Schulen in rund 20 Ländern. Auch Konsulate und Kulturzentren sind betroffenen. Die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" hatte zuvor eine ganze Reihe von Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.
Nach der Veröffentlichung neuer Mohammed-Karikaturen in einem Pariser Satire-Magazin werden am Freitag vorsorglich zahlreiche französische Einrichtungen im Ausland geschlossen. Betroffen sind Botschaften, Konsulate und Schulen in 20 Ländern, teilte das Pariser Außenministerium mit. Gewalttätige Reaktionen nach dem Freitagsgebet werden demnach nicht ausgeschlossen. Außenminister Laurent Fabius zeigte bei France Info wenig Verständnis für die Provokation des Magazins "Charlie Hebdo". Mit den Karikaturen habe die Zeitschrift "Öl ins Feuer gegossen".
Seit einer Woche gibt es in der arabisch-islamischen Welt massive Proteste gegen ein Schmäh-Video aus den USA über den Propheten Mohammed. Das Terrornetz Al-Kaida hat dazu aufgerufen, US-Botschaften zu stürmen und Diplomaten zu töten.
Auch Deutschland reagierte umgehend und lässt angesichts der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen seine Botschaft im Sudan weiter geschlossen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erhöhte zudem Sicherheitsmaßnahmen für andere deutsche Auslandsvertretungen. Über Details wollte Westerwelle keine Auskunft geben, mahnte aber, auf religiöse Gefühle in der islamischen Welt Rücksicht zu nehmen.
"Das machen wir jede Woche"

Nach einem "Scharia-Sonderheft" gab es im vergangenen November einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ungeachtet der weltweiten Proteste veröffentlichte "Charlie Hebdo" in seiner neuen Ausgabe Mohammed-Karikaturen. Die Zeichnungen seien nicht provozierender als gewöhnlich, sagte Chefredakteur Stéphane Charbonnier dem Sender i>Tele. Sie würden "jene schockieren, die schockiert werden wollen, wenn sie eine Zeitschrift lesen, die sie sonst nie lesen." Am Mittwoch war die Webseite der Zeitschrift nicht mehr zu erreichen.
Das Satiremagazin hatte wegen ähnlicher Provokationen bereits mehrfach Ärger. Nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" gingen im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen auf. "Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und alles jede Woche. Wenn wir es aber mit dem Propheten machen, wird es Provokation genannt", sagte Charbonnier.
Regierung appellierte an die Medien
Erst am Dienstag hatte die französische Regierung die Medien des Landes aufgerufen, vor dem Hintergrund der aktuellen Situation Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Er missbillige jeglichen Exzess, hieß es in einer Stellungnahme von Premierminister Jean-Marc Ayrault. In Frankreich gelte die Meinungsfreiheit, gleichzeitig müssten aber Toleranz und Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen walten. Alles, was in der gegenwärtigen Lage provoziere, müsse verurteilt werden, sagte auch Fabius.
Der Rat der Muslime Frankreichs CFCM verurteilte die Veröffentlichung als "neuen islamfeindlichen Akt", rief aber dazu auf, besonnen zu reagieren.
Mohammed-Karikaturen hatten schon mehrfach gewaltsame Proteste in der islamischen Welt ausgelöst - Anfang 2006 kamen dabei mehr als 150 Menschen ums Leben. Auslöser waren Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten".
Quelle: ntv.de, dpa