Politik

Größter Bahnstreik seit 12 Jahren Frankreich steht still

Staus und verwaiste Bahnhöfe in Frankreich: Mit einem flächendeckenden Streik haben die französischen Gewerkschaften die Machtprobe mit Präsident Nicolas Sarkozy gesucht. Betroffen war vor allem der öffentliche Nahverkehr in Paris und in anderen Städten wie Lyon, Toulouse oder Reims. Am Morgen fuhren im Großraum Paris zur Stoßzeit so gut wie keine U-Bahnen oder Vorortzüge.

Im ganzen Land kam es zu kilometerlangen Staus. Der überregionale Bahnverkehr war bereits seit dem Vorabend stark gestört. Auch der Zugverkehr von und nach Deutschland war betroffen. Der Protest richtet sich gegen die geplante Abschaffung der Rentenprivilegien für Staatsbedienstete.

Auf Rollschuhen zur Arbeit

Auch die Gewerkschaften der Postbediensteten, Lehrer, Beamten und Strom- und Gasversorger hatten zum Streik aufgerufen. Am stärksten war die Beteiligung bei den Bahngesellschaften SNCF und RATP. Der Hochgeschwindigkeitszug TGV fuhr nur etwa 50 Mal ab - statt wie üblich 700 Mal. In den Stadtzentren blieben viele Geschäfte geschlossen. In Paris nutzten viele Menschen die im Sommer eingeführten Leihfahrräder, die Abonnenten jeweils 30 Minuten gratis benutzen können, oder kamen auf Rollschuhen zur Arbeit.

Erstmals seit dem Massenstreik von 1995 hatten sich die acht Bahngewerkschaften auf eine gemeinsame Aktion verständigt. Damals hatten die Streiks wochenlang das ganze Land lahmgelegt. Die Regierung, die damals eine ähnliche Reform der Sonderrenten für Staatsbedienstete plante, musste klein beigeben. Eine Mehrheit der Franzosen hält die Reformen jedoch für notwendig und die Streiks für nicht gerechtfertigt. Die Sozialisten als größte Oppositionspartei unterstützten den Streik.

Reform "nicht verhandelbar"

Die Sonderrenten kosten den Staat jährlich fünf Milliarden Euro. Sarkozy hat bereits einige Kernpunkte der Reform für "nicht verhandelbar" erklärt. Darunter sind die Verlängerung der Beitragszeit für die Rente von 37,5 auf 40 Jahre und die Orientierung der Rentenerhöhungen an den Preisen statt an der Lohnentwicklung. Lokführer können in Frankreich bereits mit 50 Jahren in Rente gehen. "Wir haben keine andere Wahl", sagte der Chef der Gewerkschaft CGT, Bernard Thibault. Es seien keinerlei Voraussetzungen für den Dialog geschaffen worden.

Der Streik soll bis Freitagmorgen dauern. Einige kleinere Gewerkschaften schlossen eine Fortsetzung allerdings nicht aus. Am Montag kommender Woche wollen die Gewerkschaften über mögliche unbefristete Streiks beraten. Dann soll der Arbeitskampf auch auf weitere Branchen wie die Müllabfuhr oder den Flugverkehr und andere Branchen ausgedehnt werden. Allerdings sind in der privaten Wirtschaft nur fünf Prozent der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen