Politik

Insel-Streit "Friedensangebot" aus Spanien

Auch nach dem spanischen Überraschungsvorstoß auf die vor Marokko liegende Felseninsel Perejil hält die Spannung weiter an. Obwohl beide Länder versicherten, den Streit friedlich und im Dialog lösen zu wollen, zeichnete sich bis Donnerstag keine abschließende Lösung ab. Ein Vermittlungsangebot von UN-Generalsekretär Kofi Annan lehnte die spanische Regierung ab.

Spanien erklärte sich bereit, seine Soldaten von dem Eiland wieder abzuziehen, wenn Marokko zusichert, die Insel nicht wieder zu besetzen. Außenministerin Ana Palacia sagte, Spanien habe kein Interesse daran, auf Perejil zu bleiben. "Wir wünschen, zum Status quo ante (vormaligen Zustand) zurückzukehren." Dafür bedürfe es Garantien, sagte Palacio.

Die fußballfeldgroße Insel war jahrzehntelang unbewohnt gewesen, bis vergangene Woche marokkanische Soldaten landeten, die marokkanische Flagge hissten und dort einen Beobachtungsposten errichteten. Am Mittwoch landeten spanische Soldaten, nahmen die Marokkaner fest und hissten ihre Fahne. Die Regierung in Madrid bezeichnete die Intervention als Akt der legitimen Selbstverteidigung. Die Vereinten Nationen seien über das Vorhaben unterrichtet gewesen.

Marokko spricht von "Kriegserklärung"

Die marokkanische Regierung bezeichnete die Einnahme der so genannten "Petersilieninsel" durch das spanische Militär als eine "Kriegserklärung". "Die Intervention verstößt gegen internationales Recht und ist ein verwerflicher Akt, der einer Kriegserklärung gleichkommt“, sagte Außenminister Mohammed Benaissa am Mittwochabend in Rabat nach einer Krisensitzung der Regierung unter Leitung von König Mohammed VI. Die Insel sei integraler Bestandteil des marokkanischen Hoheitsgebietes, ergänzte Benaissa.

Nach seinen Worten hatten Spanien und Marokko Stunden vor der Erstürmung der Insel durch das spanische Militär ein Übereinkommen erreicht, das unter bestimmten Bedingungen einen Abzug der marokkanischen Soldaten vorgesehen habe.

Die Insel liegt 200 Meter vor der Küste in marokkanischen Hoheitsgewässern. Es war Spanien 1668 von Portugal zugesprochen worden. Rabat beharrt aber darauf, dass sie mit der Unabhängigkeit 1956 an das nordafrikanische Königreich zurückgefallen ist. Dort wird die Insel "Leila" genannt.

Arabische Liga macht Druck

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, forderte die spanische Regierung auf, ihre Soldaten von Perejil abzuziehen und sofort Verhandlungen mit Marokko aufzunehmen. Mussa warnte, der Vorfall werde nicht nur Auswirkungen auf die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten haben, sondern auch auf die spanisch-arabischen Beziehungen allgemein.

EU unterstützt Spanien

Ebenso wie Spanien hatten die EU und die NATO deren sofortigen Abzug gefordert. Die EU ist wichtigster Handelspartner Marokkos. Nach Brüsseler Angaben stammen mehr als die Hälfte des marokkanischen Imports aus der EU, und sogar drei Viertel des marokkanischen Exports gingen in die Staaten der Union.

Quelle: ntv.de

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