G6-Gespräche in München Friedrich zweifelt an EU-Register
18.05.2012, 15:59 Uhr
Friedrich hat Zweifel an dem Plan für ein neues EU-Reiseregister.
(Foto: AP)
Die neuen Pläne der EU-Kommission sind weitreichend und so sieht sie auch Innenminister Friedrich. Das Reiseregister würde sich an den USA orientieren und sehr viel mehr Daten speichern als das aktuelle. Begründet wird der Plan mit illegaler Einwanderern und Terrorismus.
Die Bundesregierung sieht das von der EU-Kommission im Kampf gegen den Terror geforderte zentrale Datenregister für Ein- und Ausreisen von Nicht-EU-Bürgern skeptisch. "Die Vorstellungen der EU-Kommission sind sehr weitreichend" sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich dazu in München. Dort treffen sich derzeit die Innenminister der sechs größten EU-Staaten zu den informellen G6-Gesprächen.
700 Millionen Ein- und Ausreisen pro Jahr
Es sollten sämtliche Reisebewegungen von Bürgern aus Drittstaaten erfasst und dokumentiert werden, erklärte Friedrich. "Das ist ein sehr aufwendiges Verfahren. Deshalb müssen wir sehr genau überprüfen, ob das technisch machbar und sinnvoll ist und ob wir ein solches System wirklich brauchen oder ob wir es nicht über viele andere Dinge auch ergänzen können und ersetzen können." Jährlich werden nach den Brüsseler Zahlen mehr als 700 Millionen Reisen in und aus der EU gezählt, davon über ein Drittel von Nicht-EU-Bürgern.
Die EU-Kommission beklagt, dass es bisher kein zentrales elektronisches System zur Erfassung der Reisebewegungen von Nicht-EU-Bürgern gibt. Nach den Brüsseler Schätzungen halten sich zwischen 1,9 und 3,8 Millionen Menschen illegal in der EU auf. Die Kommission hat deswegen eine Initiative für ein so genanntes "Entry/Exit System" (EES) nach US-Vorbild gestartet.
Amerikaner nehmen an Konferenz teil
Auch US-Justizminister Eric Holder und die Heimatschutzministerin Janet Napolitano sind zu dem Treffen dazugestoßen. Holder forderte eine "globale Allianz" gegen Internet und Computerkriminalität. "In zu vielen Regionen der Welt hat das Thema Cyberkriminalität Krisenausmaße angenommen", sagte er. Als Beispiele für drohende Gefahren nannte Holder die Verbreitung von Kinderpornographie, mögliche Angriffe auf das Finanzwesen und Terrorismus. "Wir werden nicht erfolgreich gegen diese Organisationen sein, wenn wir nicht zusammenarbeiten."
Ministerin Napolitano sagte, die US-Regierung sei "ziemlich besorgt", dass die nächste Terrorattacke ein Cyberangriff sein könnte. "Die Technologie dafür existiert, und die Möglichkeit existiert."
Quelle: ntv.de, dpa