Politik

Rice in Libyen Frühere Feinde kooperieren

Zwischen den einstigen Erzfeinden Libyen und USA bahnt sich eine neue Partnerschaft an. US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihr libyscher Kollege Abderrahman Schalgam vereinbarten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur JANA in Tripolis eine Kooperation beider Staaten in verschiedenen Bereichen. Es war der erste Besuch eines hochrangigen US-Regierungsmitgliedes in Libyen seit 1953.

Rice traf am Abend auch mit Staatschef Muammar al-Gaddafi zusammen, der sie in einem Zelt in der Wüste empfing. Zu Beginn des Treffens wechselten beide Politiker einige Worte vor Journalisten. Unter anderem erkundigte sich Gaddafi nach den Wirbelstürmen an der Südküste der USA. Bei den Gesprächen hinter geschlossenen Türen wollte die US-Außenministerin nach Angaben ihrer Delegation auch Menschenrechtsfragen ansprechen.

Zusammenarbeit im Öl-Sektor

Schalgam erklärte nach dem Treffen mit Rice, die trotz der historischen Bedeutung des Besuches locker und fröhlich wirkte: "Wir werden ab jetzt einen ständigen Dialog über Angelegenheiten führen, die für beide Seiten von Bedeutung sind."

Er habe mit Rice auch über den Nahost-Konflikt, über Strategien zur Terrorismusbekämpfung und über den Atomstreit mit dem Iran gesprochen. Rice habe ihm gesagt, sie sei sehr froh, dass sie endlich nach Libyen habe kommen können. Die beiden Minister sprachen laut Schalgam auch darüber gesprochen, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiviert werden könne, vor allem im Öl-Sektor.

Ankunft ohne Pomp

Rice war am späten Nachmittag auf einem Flughafen außerhalb von Tripolis von Beamten des libyschen Außenministers ohne großen Pomp empfangen worden. Der Flughafen war vor Gaddafis Machtübernahme ein Militärflughafen der US-Luftwaffe gewesen. 1986 bombardierten die USA während ihrer Vergeltungsangriffe auf Libyen den Flughafen, der damals von der libyschen Luftwaffe genutzt worden war.

Libyen hatte 2003 sein Programm zum Bau von Massenvernichtungswaffen aufgegeben und damit seine Rückkehr in die Staatengemeinschaft eingeleitet. Beide Seiten haben Entschädigungszahlungen vereinbart: Libyen für die Opfer der Lockerbie- und "La Belle"-Anschläge, die USA für die der Angriffe auf Tripolis und Benghasi.

"Meine geliebte schwarze afrikanische Frau"

Die US-Außenministerin hatte vor ihrem Eintreffen in Libyen erklärt, sie wolle mit Gaddafi unter anderem darüber sprechen, was Libyen als einflussreiches Mitglied der Afrikanischen Union zur Beilegung des Konfliktes in der sudanesischen Provinz Darfur beitragen könne, sagte sie. Die libysche Führung hatte die Rebellenorganisationen aus Darfur schon mehrfach zu Friedensgesprächen eingeladen.

Gaddafi hat wiederholt seine Bewunderung für Rice ausgedrückt. "Ich unterstütze meine geliebte schwarze afrikanische Frau", sagte er vor einem Jahr in einem Interview mit Al-Dschasira. "Ich bewundere sie und bin stolz auf die Art, wie sie sich zurücklehnt und den arabischen Anführern Befehle erteilt."

Quelle: ntv.de

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