Vermutlich keine Deutschen Fünf Briten entführt
29.05.2007, 12:16 UhrIn Bagdad haben Bewaffnete nach Angaben irakischer Sicherheitskreise mehrere Ausländer entführt. Das britische Außenministerium bestätigte die Verschleppung von fünf Briten. Erste Berichte, dass drei Deutsche unter den Entführten seien, bestätigten sich bis zum Abend nicht. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin sind Deutsche aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von der Verschleppung betroffen.
"Wir können bestätigen, dass fünf britische Staatsangehörige bei einem Vorfall gegen 11 Uhr Ortszeit heute Morgen entführt wurden", sagte eine Sprecherin des britischen Außenministeriums am späten Dienstagnachmittag. Vertreter der britischen Botschaft stünden in Kontakt mit irakischen Behörden, um die Krise zu lösen. Einer der Briten ist Angestellter der amerikanischen Management-Beratungsfirma BearingPoint. "Wir können bestätigen, dass einer unserer Mitarbeiter heute Morgen von seinem Arbeitsplatz verschleppt wurde", sagte ein Sprecher von BearingPoint.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich am Abend zuversichtlich, dass unter den Entführten im Irak keine Deutschen sind. Angaben, wonach auch Deutsche verschleppt worden seien, hätten sich bisher nicht bestätigt, sagte Steinmeier in Berlin. Er habe die große Hoffnung, dass es bei dieser Erkenntnis bleiben werde. "Das scheint so zu sein", fügte er hinzu. Ähnlich hatte er sich bereits zuvor auf einer Pressekonferenz in Hamburg am Nachmittag geäußert.
Nach Angaben aus irakischen Sicherheitskreisen ereignete sich die Entführung auf der Palästina-Straße im Zentrum Bagdads. Unklar war zunächst, ob die Entführer ihre Geiseln auf der Straße oder aus dem Finanzministerium entführten, für das die verschleppten Ausländer gearbeitet haben sollen. Die Nachrichtenagentur Aswat al-Iraq zitierte aus Sicherheitskreisen, Bewaffnete hätten ein Auto, "in dem Deutsche gesessen haben sollen", zum Anhalten gezwungen. Dann hätten sie ihre Geiseln in dem Wagen weggebracht. Zunächst hatte es geheißen, bei den Entführten handele es sich definitiv um Deutsche.
Der britische Rundfunksender BBC berichtete, die in Kampfanzüge gekleideten Entführer seien mit dutzenden Polizeiautos über die Palästina-Straße vor dem Finanzministerium vorgefahren und ungehindert an den Wachen vorbei ins Ministeriumsgebäude gegangen, aus dem sie ihre Geiseln verschleppt hätten. Bei den Entführten handele es sich um fünf Briten, vier Personenschützer und einen Fachmann. Die Vier hätten für eine kanadische Sicherheitsfirma gearbeitet. Sollten sich diese Berichte bestätigen, wäre es nach BBC-Angaben das erste Mal, dass im Irak so viele Bodyguards auf einmal entführt wurden.
Sollten sich dennoch die Berichte bestätigen, dass unter den Entführten Deutsche sind, wäre es das vierte Mal seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein vor gut vier Jahren, dass Deutsche im Irak entführt wurden. Seit mehr als drei Monaten sind zwei Deutsche - eine Frau mit ihrem 20-jährigen Sohn - in der Hand von Geiselnehmern. Bereits zwei Mal sind Ultimaten verstrichen, in denen die Kidnapper den Abzug der Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan gefordert hatten. Am 24. Januar 2006 waren die Ingenieure Thomas Nitzschke und Ren Bräunlich in der Industriestadt Baidschi nördlich Bagdads entführt worden. Erst Anfang Mai des Jahres waren sie wieder freigekommen. Erst im Dezember 2005 war die Archäologin Susanne Osthoff nach 25 Tagen Geiselhaft freigekommen.
Quelle: ntv.de