Politik

Ein Grund für schlechtes SPD-Wahlergebnis Gabriel: Stinkefinger-Debatte schadete

Nach der Wahlniederlage im September lecken die Sozialdemokraten noch immer ihre Wunden. Parteichef Gabriel nennt mehrere Gründe für das schlechte Abschneiden. Dazu gehört auch Peer Steinbrücks Stinkefinger. Dies sei neues Futter für die Kritiker des ehemaligen Bundesfinanzministers gewesen.

Nicht immer einer Meinung: der Parteichef und der Ex-Kanzlerkandidat.

Nicht immer einer Meinung: der Parteichef und der Ex-Kanzlerkandidat.

(Foto: AP)

SPD-Chef Sigmar Gabriel führt das enttäuschende W ahlergebnis seiner Partei auch auf die Diskussion über das Stinkefinger-Foto von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zurück. Steinbrück habe sich im Fernsehduell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel "großartig geschlagen", wodurch sowohl er selbst als auch die SPD "deutlich populärer" geworden seien, sagte Gabriel der "Leipziger Volkszeitung" - "bis dann plötzlich die Debatte über den Stinkefinger kam".

Steinbrück hatte die im Wahlkampf auf ihn einprasselnde, teils beißende Kritik gegen den Rat seines PR-Beraters im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" mit dem ausgestreckten Mittelfinger gekontert. Dieser diente als nonverbale Antwort auf die Frage: "Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi - um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?" Steinbrücks Kritikern bot der "Stinkefinger" neues Futter, auch einige Anhänger zeigten sich irritiert.

"Nur Haltungsnoten verteilt"

Zwar hätten ebenso viele über die Geste gelacht, wie sie sie unangemessen fanden, sagte Gabriel weiter. Das eigentliche Problem sei aber gewesen, "dass damit die politische Diskussion wieder unterbrochen wurde. Auf einmal wurde nicht mehr über Löhne, über soziale Sicherheit, über Steuergerechtigkeit, über Europa geredet. Es wurden wieder nur Haltungsnoten verteilt."

Allerdings sieht der SPD-Vorsitzende auch eine Reihe anderer Gründe für die große Stimmenkluft zwischen den Sozialdemokraten und den Unionsparteien bei der Bundestagswahl. Dazu gehöre "die enorme Popularität von Frau Merkel" ebenso wie der Ärger über die von Gerhard Schröder angestoßene Agenda 2010 und damit verbundene Einschnitte im sozialen Netz. Zwar hätten letztere "maßgeblich zur aktuell guten wirtschaftlichen Lage beigetragen", seien von vielen Wählern aber eben auch als Verstoß gegen die "Prinzipien" der SPD wahrgenommen worden.

Bei der Bundestagswahl am 22. September hatte die SPD nur 25,7 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. CDU und CSU erreichten zusammen 41,5 Prozent. Derzeit führen beide Seiten zähe Verhandlungen zur Bildung einer Großen Koalition.

Quelle: ntv.de, wne/AFP

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