"Klartext braucht nicht immer Worte" Steinbrück zeigt den Stinkefinger
12.09.2013, 20:45 UhrEin Foto bringt neuen Dampf in den Wahlkampf. Peer Steinbrück zeigt sich in einer Pose, die wenige Fragen offen lässt - mit gestrecktem Mittelfinger. Prompt spricht ihm der politische Gegner die Kanzlerfähigkeit ab.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat mit einem ironisch gemeinten Foto, auf dem er den "Stinkefinger" zeigt, für Aufsehen gesorgt. Im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" antwortete er in einem Interview, in dem nur mit Gestik und Mimik reagiert wird, auf eine Frage zu abfälligen Spitznamen, indem er den Mittelfinger Richtung Kamera streckte.
Die konkrete Frage an den 66-Jährigen lautete: "Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi - um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?". Das Ohne-Worte-Interview mit dem Titel "Sagen Sie jetzt nichts" ist ein Klassiker des "SZ-Magazins".
Laut Magazin wollte sein Sprecher die Stinkefinger-Pose in dem "Sagen Sie jetzt nichts"-Interview, bei dem die Antworten in Form von Fotos gegeben werden, nicht freigeben - aber Steinbrück habe gemeint: "Nein, das ist okay so".
Steinbrück ist genervt von "ollen Kamellen"
Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine wollte sich dazu nicht näher äußern - er betonte aber, dass die Fotos im Rahmen eines ironischen Formats entstanden sein. "Das muss ja wohl noch erlaubt sein." Die Bilder seien bereits vor rund einem Monat entstanden - man sei über die Veröffentlichung rund eine Woche vor der Wahl im Bilde gewesen.
Steinbrück verteidigt die Geste - und hofft auf den Humor der Menschen im Land. "Da werden einem Fragen gestellt, die man übersetzt in Gebärden, in Grimassen, in Emotionen", sagte Steinbrück am Rande einer SPD-Kundgebung in München über die besondere Interviewform des Magazins. "Das schauspielert man dann. Und ich hoffe, dass die Republik auch den Humor hat, dann diese Grimassen und diese Gebärdensprache bezogen auf die Fragen richtig zu verstehen." Auf die Frage, ob er gewusst habe, dass das Magazin dieses Foto auf den Titel nehmen wolle, sagte Steinbrück: "Nein."
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel nahm den Kanzlerkandidaten in Schutz: "Peer Steinbrück hat in einem ironischen Foto-Interview auf ironische Art Emotionen gezeigt", sagte Gabriel via Twitter.
Ist die Geste auch ein Augenzwinkern Richtung Medien? Immer wieder war in der SPD über aufbauschende Berichterstattung und einen teils unfairen Umgang mit Steinbrück geklagt worden. Während Kanzlerin Angela Merkel ihre zur Raute geformten Hände zum Markenzeichen erkoren hat, sorgt Steinbrück nun jedenfalls mit einer etwas anderen Gestik für Schlagzeilen. Er inszeniert sich damit einmal mehr als ein Politiker der besonderen Art ("Bei mir rockt es") - aber sollte es mit dem Kanzlerjob noch klappen, könnte ihn so ein Bild verfolgen.
Gesundheitsminister und FDP-Politiker Daniel Bahr kritisierte bei Twitter: "Das kann doch wohl nicht der Stil eines Bundeskanzlers sein." FDP-Chef Philipp Rösler sagte: "Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat. So etwas geht nicht."
Steinbrück selbst meinte via Twitter: "Klartext braucht nicht immer Worte. Zum Beispiel wenn man ständig auf olle Kamellen, statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird." Wiederholt hatte er kritisiert, ob das Land nicht wichtigere Probleme habe, als aufgeregte Debatten über angebliche Fehltritte von ihm.
Quelle: ntv.de, dpa