"Löchrig wie ein Käse" Gabriel übernimmt Asse II
04.09.2008, 09:28 UhrDas marode Atommülllager Asse wird künftig nach dem strengeren Atomrecht geführt und fällt damit unter die Zuständigkeit des Bundesumweltministeriums. Forschungsministerin Annette Schavan kündigte nach einem Krisentreffen an, das niedersächsische Lager in der Nähe von Wolfenbüttel solle nun vom Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) geführt werden: "Die Asse wird künftig wie ein Endlager behandelt."
Ziel des Betreiberwechsels sei "eine dauerhafte und sichere Problemlösung", sagte Schavan. Für die Anlage solle noch in diesem Jahr ein Schließungskonzept "im Sinne der Sicherheit für Mensch und Umwelt" vorgelegt werden. Verzögerungen durch den Betreiberwechsel solle es möglichst nicht geben.
Betrieben wurde der Salzstock bislang als Forschungslager vom Helmholtz-Zentrum, das wiederum dem Forschungsministerium von Schavan untersteht. Das ab den 60er Jahren genutzte Asse wurde zudem nach dem wesentlich weniger strengen Bergrecht geführt.
Lecke Fässer
Der jüngste Bericht über den Zustand des Lagers hatte zahlreiche Mängel und Verfahrensverstöße aufgezeigt. Es sind rund 130.000 Fässer mit mittel- und schwachradioaktivem Müll eingelagert. Auch mehrere Kilo des hochgiftigen Plutoniums befinden sich dort. In den Salzstock fließt schon seit den 60er Jahren Salzlauge, die die Stabilität des Lagers bedroht. Auch eine Gefahr für das Grundwasser wird nicht ausgeschlossen.
Schavan kündigte nach dem Treffen mit Gabriel und dem niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander an, bis Ende des Jahres werde ein Schließungskonzept für das Lager vorgelegt. Vorher sollen aber noch weitere Gutachten eingeholt. werden. Nicht ausgeschlossen wird, dass die teils lecken Fässer wieder an die Oberfläche geholt werden müssen, was voraussichtlich Milliarden kosten würde.
"Schuld nicht zu klären"
Das Atommülllager ist nach Ansicht von Gabriel "löchrig wie ein Schweizer Käse". In der "Bild"-Zeitung betont der Minister aber, es gehe derzeit keine akute Gefahr für die Bevölkerung aus. Die Schuldfrage am "Asse-GAU" sei nicht eindeutig zu klären. "Fakt ist, Betreiber Helmholtz-Zentrum und Landesbergamt Niedersachsen haben geltende Strahlenschutz-Vorschriften nicht eingehalten", sagte Gabriel. Erst nach einem Betreiberwechsel könne man verschiedene Schließungskonzepte prüfen.
Der Salzstock Asse II in der Nähe von Wolfenbüttel ist bereits in den 60er Jahren als Versuchs-Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb genommen worden. 130.000 Fässer sind mittlerweile dort eingelagert worden. Nachgewiesen sind auch mehrere Kilo hochgiftigen Plutoniums. Das Lager sollte nach bisherigen Plänen 2014 geschlossen werden, die eindringende Salzlauge gefährdet aber die Festigkeit. Diskutiert wird daher auch, die Fässer wieder aus der Anlage herauszubringen.
Quelle: ntv.de