Niger liefert Al-Saadi aus Gaddafi-Sohn wandert ins Gefängnis
06.03.2014, 10:09 Uhr
Foto aus guten Tagen: Al-Saadi al-Gaddafi im Jahr 2005. Der Sohn des getöteten libyschen Revolutionsführers galt immer als Lebemann.
(Foto: REUTERS)
Von den vielen Söhnen Muammar al-Gaddafis war Saadi so etwas wie der Paradiesvogel. Doch der Aufstand in Libyen zwingt den heute 40-Jährigen zuerst aufs Schlachtfeld, dann ins Exil. Doch Niger ist nicht länger bereit, Saadi Asyl zu gewähren.
Der westafrikanische Staat Niger hat den drittältesten Sohn des früheren Diktators Muammar al-Gaddafi an Libyen ausgeliefert. Al-Saadi al-Gaddafi sei bereits in Libyen eingetroffen, teilte die Übergangsregierung mit. Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Lana versammelten sich vor dem Hadaba-Gefängnis in Tripolis, in dem schon mehrere Ex-Funktionäre aus der Gaddafi-Ära einsitzen, Bewohner der Hauptstadt, um die Auslieferung von Al-Saadi zu feiern.
Ein Sprecher des Gefängnisses sagte dem libyschen Nachrichtenportal "Al-Wasat", der Gaddafi-Sohn solle wegen "Beteiligung an der gewaltsamen Unterdrückung der Revolution des 17. Februar" und "Aktivitäten zur Störung der Sicherheit und Stabilität Libyens" angeklagt werden. Während der Rebellion gegen seinen Vater soll Al-Saadi eine Brigade befehligt haben.

Saadi Gaddafi spielte vor mehr als zehn Jahren in der italienischen Serie A Fußball.
(Foto: REUTERS)
Libysche Medien veröffentlichten Fot os, auf denen zu sehen ist, wie jemand dem Gefangenen die Haare und seinen langen Bart abrasiert. Die Veröffentlichung dieser Bilder sei nicht legal gewesen, hieß es in Tripolis. Man wolle Ermittlungen aufnehmen, um herauszufinden, wer sie in Umlauf gebracht habe.
Fußballverrückter Lebemann
Der 40 Jahre alte Al-Saadi hat im Gegensatz zu seinem ebenfalls inhaftierten Bruder Seif al-Islam nie politische Ambitionen erkennen lassen. Der für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannte Gaddafi-Sohn interessiert sich mehr für Fußball und spielte auch selbst einige Jahre in verschiedenen Vereinen, unter anderem für den italienischen Serie-A-Club AC Perugia.
Al-Saadis Vater Muammar al-Gaddafi war im Oktober 2011 von Rebellen getötet worden. Der Niger hatte im Februar bereits Abdullah Mansur, einen Medienberater des ehemaligen Staatschefs, an Libyen ausgeliefert. Für Medienberichte, wonach Libyen für die Auslieferung des Gaddafi-Sohnes bezahlt haben soll, gibt es bisher keine offizielle Bestätigung.
Drei Söhne des Diktators - Chamis, Muatassim und Saif al-Arab - waren nach libyschen Angaben während des bewaffneten Aufstandes 2011 getötet worden. Muatassim starb damals gemeinsam mit seinem Vater. Gaddafis Tochter Aischa, seine zweite Frau Safija sowie seine Söhne Hannibal und Mohammed flohen nach Algerien und fanden später Aufnahme im Oman.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa