Politik

Regime sucht Verbündete Gaddafi-Sohn wird Islamist

Im März noch glatt rasiert, soll Saif al-Islam inzwischen Bartträger sein.

Im März noch glatt rasiert, soll Saif al-Islam inzwischen Bartträger sein.

(Foto: REUTERS)

Saif al-Islam galt vor der Revolte gegen seinen Vater als etwaiger Nachfolger. Für viele Regierungschefs war er - auch wegen seines Einsatzes für Reformen und Pressfreiheit - das akzeptable, dem Westen aufgeschlossene Gesicht Libyens. Neuerdings scheint der Gaddafi-Sohn jedoch eine Wende zu vollziehen, er gibt sich nun als islamistischer Eiferer.

Saif al-Islam, der Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, wird nach einem Bericht der "New York Times" zum Islamisten. Der politisch aktivste Sohn des Diktators, der sich früher als liberaler Reformer gebärdete, habe sich einen Bart wachsen lassen und fingere mit muslimischen Gebetskugeln herum, berichtete ein Reporter. In dem Interview in Tripolis, erklärte der jüngere Gaddafi, dass das Regime ein "Bündnis" mit den islamistischen Kräften innerhalb der Aufständischen-Allianz geschlossen hätte.

Regime und Islamisten hätten sich gegen das pro-westliche, liberale Lager in der Rebellen-Koalition zusammengeschlossen. "Die Liberalen werden fliehen oder sie werden getötet", führte Saif al-Islam in dem einstündigen Interview aus. "Wir machen es gemeinsam. Libyen wird aussehen wie Saudi-Arabien, wie der Iran. Na und?", zitiert ihn die Zeitung.

Sallabi bestreitet Bündnis

Der Darstellung zufolge habe sich Saif al-Islam - sein Vorname bedeutet übersetzt: "Schwert des Islams" - mit dem aufständischen Islamisten-Führer Ali Sallabi verbündet. Dieser dementierte das allerdings gegenüber der Zeitung. Es habe zwar Kontakte gegeben. Die libyschen Islamisten würden aber die Forderung des Übergangsrates der Regimegegner unterstützen, die auf ein demokratisches Libyen ohne den Gaddafi-Clan abzielen.

Die islamistische Wende des Gaddafi-Sohnes erscheint auch insofern überraschend, als dass dieser sich in der Vergangenheit gerne als pro-westlicher, liberaler Reformer darstellte. Die blutige Unterdrückung der Opposition hatte das Regime damit gerechtfertigt, dass sich diese aus Islamisten und Al-Kaida-Kader rekrutieren würde. In Wirklichkeit spielen islamistische Kämpfer in den Verbänden der Rebellen keine prominente Rolle.

Widersprüchliche Äußerungen

In dem Interview bezeichnete der Gaddafi-Sohn die religiösen Oppositionellen zwar erneut als "Terroristen" und "Bluthunde". "Wir trauen ihnen nicht, aber wir müssen mit ihnen Händel schließen", fügte er hinzu. Sie seien "die wahre Kraft vor Ort".

Der Reporter zeigte sich hinsichtlich der Inhalte des Gesprächs selbst skeptisch. Zugleich habe es aber "einen seltenen Einblick in die trotzige - manche sagen: wahnhafte - Mentalität der Gaddafi-Familie gewährt, zu einem Zeitpunkt, wo sie sich unter der Bedrohung durch eine fünfmonatige NATO-Bombenkampagne und eine sechsmonatige Rebellion fast völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat".

Quelle: ntv.de, dpa

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