"Ich bin bei Euch" Gaddafi meldet sich wieder
27.09.2011, 19:48 Uhr
Gaddafi verbirgt sich im Untergrund.
(Foto: AP)
Im Kampf um Sirte gelingt den Truppen der libyschen Übergangsregierung ein Teilerfolg. Sie nehmen den Ostteil der Stadt ein. Doch noch geben Gaddafis Kämpfer nicht auf, der bereits weitgehend entmachtete Machthaber verbreitet Durchhalteparolen und preist darin das Märtyrertum.
Der libysche Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi ist angeblich zum Märtyrer-Tod bereit. "Ich bin bei Euch an der Front", sagte er in einer Audio-Botschaft an seine letzten Getreuen. "Widerstand und Märtyrertum sind für Helden, und wir warten auf das Märtyrertum", führte er weiter aus. Die Botschaft wurde von einem Radiosender der Gaddafi-Milizen in Bani Walid ausgestrahlt und tauchte auch auf Pro-Gaddafi-Webseiten auf. Ihre Echtheit konnte nicht überprüft werden.
Seit seiner Vertreibung aus Tripolis durch einen bewaffneten Volksaufstand vor mehr als einem Monat ist der ehemalige Despot untergetaucht. In einigen Bastionen wie Bani Walid und seiner Heimatstadt Sirte halten sich noch letzte Aufgebote von Gaddafi-loyalen Trupps.
Sorge um Zivilisten
Den Ostteil von Sirte konnten die Truppen der Übergangsregierung bereits einnehmen. Nach Angaben der NATO haben sich Soldaten des gestürzten Machthabers jedoch noch unter anderem im Krankenhaus von Sirte mit schweren Waffen verschanzt, um dort Luftangriffen zu entgehen. "Die NATO-Kräfte haben eine Reihe von Sammelpunkten der Gaddafi-Truppen entdeckt, die sich in sehr dicht besiedelten Gebieten befinden", sagte der Militärsprecher des NATO-Einsatzes in Libyen, der kanadische Oberst Roland Lavoie, bei einer nach Brüssel übertragenen Pressekonferenz.
Dazu gehöre auch das Krankenhaus von Sirte. "Von dort aus wird mit Mörsern geschossen." Luftschläge seien wegen der "menschlichen Schutzschilde" kaum möglich. "Es gibt Grenzen für das, was wir von der Luft aus tun können", sagte Lavoie. Sowohl in Sirte als auch in Bani Walid verschlechtere sich die Lage weiter. Die Gaddafi-Truppen terrorisierten die Zivilbevölkerung, hinderten sie an der Flucht und verhinderten humanitäre Hilfe: "Das ist abscheulich und sinnlos."
Chemische und Nuklear-Waffen unter Kontrolle
Inzwischen hat die libysche Übergangsregierung nach Angaben der NATO das gesamte Arsenal an chemischen Waffen und nuklearem Material des ehemaligen Machthabers Gaddafi unter ihre Kontrolle gebracht. Die Übergangsregierung plane mit ausländischen Organisationen die Entsorgung der Waffen, teilte ein NATO-Sprecher in Neapel mit. Man sei zuversichtlich, dass der libysche Übergangsrat eine Verbreitung der Waffen und des Material verhindern werde.
Im Westen waren nach dem Machtwechsel Befürchtungen laut geworden, dass ein sicherer Umgang mit dem explosiven Material nicht gewährleistet ist. Bereits zu Beginn des Monats konnten Kämpfer der Übergangsregierung ein geheimes Waffenlager Gaddafi-treuer Truppen entdeckt und ein weiteres unter ihre Kontrolle bringen können. Gaddafi wurde nachgesagt, große Mengen an Senfgas und Uranerzkonzentrat zu lagern.
Quelle: ntv.de, dpa