"Schreckensherrschaft geht zu Ende" Gaddafis Streitmacht schrumpft
30.05.2011, 13:33 Uhr
Wachstum: Die Rebellen erhalten weiter Zulauf, immer mehr Kadetten werden ausgebildet.
(Foto: AP)
Dem libyschen Diktator laufen immer mehr Soldaten davon: Erneut dersertieren Kämpfer Gaddafis und suchen Zuflucht in Tunesien. Sie wollen sich den Rebellen anschließen. Die NATO ist nicht nur deshalb optimistisch, Gaddafi bald zu besiegen. Südafrikas Präsident Zuma will bei Verhandlungen erneut die Chancen für einen Gang ins Exil ausloten.
Die Streitmacht des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi zerfällt in einem immer stärkeren Maße. Ein tunesischer Radiosender berichtete, 30 libysche Soldaten seien desertiert und mit einem Boot nach Tunesien geflohen. Am vergangenen Freitag hatten auf gleiche Weise bereits 22 libysche Armeeangehörige das Land verlassen, darunter etliche hochrangige Offiziere. Die 30 Soldaten erklärten, sie seien bereit, in die von den Aufständischen kontrollierten Gebiete Libyens zu gehen, um dort auf der Seite der Rebellen zu kämpfen.
Die Tage Gaddafis sind nach Einschätzung von NATO-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen gezählt. "Gaddafis Schreckensherrschaft geht zu Ende. Er ist zunehmend isoliert in seiner Heimat und im Ausland", sagte Rasmussen bei einem NATO-Treffen im bulgarischen Varna. Der Einsatz in Libyen zeige Erfolge, fügte Rasmussen hinzu.
Zuma auf erneuter Mission
Noch am Nachmittag wird der südafrikanische Präsident Jacob Zuma in Tripolis erwartet, wo er Gaddafi treffen soll. Angeblich soll es bei dem Gespräch auch um eine mögliche "Exit-Strategie" für Gaddafi gehen. Ein erster Vermittlungsversuch Zumas war gescheitert.
In Tripolis kursiert derzeit eine Botschaft im Namen einer "Roten Brigade der Jugend des 17. Februars". Darin heißt es, dies sei die letzte Warnung an die Soldaten, "die in Tripolis unsere friedlichen Demonstrationen verhindert haben. ... Beim nächsten Mal wird die Auseinandersetzung mit Waffen ausgetragen".
Luftangriffe gehen weiter
Die NATO bombardiert seit Wochen Ziele in Libyen und unterstützt damit faktisch die Rebellen. Zuletzt hat die Allianz den Druck auf Gaddafi weiter erhöht. Bislang lehnt dieser aber einen Rücktritt ab. Seine Truppen versuchen, den Aufstand des Volkes niederzuschlagen, was Gaddafi wiederum zurückgewiesen hat.
Die staatliche libysche Nachrichtenagentur Jana berichtete von neuen Luftangriffen auf Ziele in den Bezirken Nalut und Al-Dschufra. Die Aufständischen meldeten zugleich einen Luftangriff nahe der Stadt Slaiten. Dabei sollen zehn Panzer der Gaddafi-Truppen zerstört worden sein.
Quelle: ntv.de, dpa/rts