Politik

Hilfsorganisationen bleiben außen vor Gaddafis Truppen rücken vor

Ein Aufständischer schießt auf ein Flugzeug der Regierungstruppen.

Ein Aufständischer schießt auf ein Flugzeug der Regierungstruppen.

(Foto: dpa)

Während EU und NATO über Sanktionen und ein militärisches Eingreifen in Libyen debattieren, rücken die Truppen von Machthaber Gaddafi weiter vor. Der Öl-Hafen Al-Sidra und die Stadt Ras Lanuf sind hart umkämpft. UN und Rotes Kreuz bemängeln, dass es keine Informationen über die humanitäre Lage gebe.

Die Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi haben die Rebellen im Osten zurückgedrängt. Nach Angaben der Aufständischen beschossen sie den Öl-Hafen Al-Sidra und die Stadt Ras Lanuf von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen aus. Anschließend rückten die Truppen des Regimes weiter auf Ras Lanuf vor. In dutzenden Fahrzeugen flohen Rebellen aus der Stadt, nur wenige Gruppen blieben. "Wir sind besiegt", sagte der Aufständische Ussama. "Sie bombardieren uns mit Granaten und wir flüchten. Sie sind dabei, Ras Lanuf einzunehmen."

Bei den Angriffen wurden nach Angaben eines Krankenhausmitarbeiters der Parkplatz der Klinik, eine Moschee und ein nahe gelegenes Wohnhaus getroffen. 17 Menschen wurden verletzt. Ein Mann starb. Die Patienten seien erst in den Keller und dann an einen anderen sichereren Ort gebracht worden, hieß es. Auch die Rebellen setzen inzwischen im Osten Artillerie ein. Rund um Ras Lanuf finden bereits seit Tagen erbitterte Gefechte zwischen Aufständischen und den Truppen Gaddafis statt. Viele Familien haben die Stadt inzwischen verlassen.

"Keine verlässlichen Informationen"

In Misurata, der nach Tripolis und Bengasi drittgrößten Stadt Libyens, gab es Angriffe der Gaddafi-Truppen am Stadtrand. Die Soldaten hätten aber nicht versucht, ins Stadtzentrum vorzudringen, sagte ein Sprecher der Aufständischen. In Misurata fehle es an Arzneimitteln.

Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira meldete, in der westlichen Stadt Al-Sawija, wo es viele zivile Opfer gegeben hat, würden einige Viertel von den Aufständischen, andere von Gaddafis Truppen kontrolliert. Der Westen Libyens ist weitgehend in der Hand des Regimes.

Der neuernannte UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Raschid Chalikow, forderte freien Zugang zum Westen Libyens. "Über die Ausmaße der humanitären Bedürfnisse können wir nur Mutmaßungen anstellen", sagte er in Kairo. "Wir haben keine verlässlichen Informationen, weil es keine UN-Präsenz in Libyen gibt." Man warte immer noch auf Genehmigungen aus Tripolis. Lediglich in den von Rebellen kontrollierten Städten Bengasi und Al-Baida konnten sich bislang UN-Teams umsehen.

Situation hat sich zu "Bürgerkrieg" entwickelt

Das Internationale Rote Kreuz beklagt, keinen Zugang zu großen Teilen Libyens zu haben, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Die Situation habe sich zu einem "Bürgerkrieg" entwickelt, sagte der Präsident des Komitees, Jakob Kellenberger. Es sei nicht akzeptabel, dass auch 24 Tage nach Beginn der Kämpfe ein großer Teil des Landes noch von humanitärer Hilfe abgeschnitten sei. Libyens Regierung habe ihm mitgeteilt, dass eine humanitäre Unterstützung von außen nicht nötig sei, sagte Kellenberger. Die medizinische Hilfe im Osten, wo die Aufständischen in großen Teilen das Sagen haben, werde durch die Kämpfe behindert. Auch libysche Ärzte haben Probleme, zu den Verletzten durchzukommen.

Die in Dubai erscheinende Zeitung "Al-Bayan" meldete unter Berufung auf einen Vertrauten des Oberst, Gaddafi sei möglicherweise doch bereit, ins Exil zu gehen. Er sei schockiert darüber, dass sich nach Beginn des Aufstandes vor drei Wochen mehrere seiner Getreuen von einst von ihm abgewandt haben. Gaddafi befürchte einen Luftangriff von "Verrätern" aus den Reihen der Luftwaffe auf seine Unterkunft in Tripolis. Deshalb überlege er nun, ob er Libyen verlassen solle. Konkret denke er über ein Leben im Exil im Tschad oder in Niger nach.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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