Politik

UNICEF-Skandal geht weiter Garlichs erneut unter Druck

Das Kinderhilfswerk UNICEF in Deutschland kommt auch nach dem Rücktritt seiner Vorsitzenden Heide Simonis nicht zur Ruhe. Am Montag wurde der Vorwurf laut, der Vorstand habe einen kritischen Bericht von Wirtschaftsprüfern zur Verwendung von Spendengeldern geschönt. UNICEF wies die Anschuldigung zurück. Bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern sind nach Darstellung einer ihrer Vertreterinnen die Ansichten geteilt, ob nach Simonis auch Geschäftsführer Dietrich Garlichs seinen Posten räumen soll. Simonis bekräftigte ihre Vorwürfe und forderte eine Änderung der UNICEF- Satzung, um die von den Wirtschaftsprüfern festgestellten Mängel abzustellen.

"Alle haben immer gesagt: Wir glauben, dass es juristisch rechtmäßig zugegangen ist", sagte Simonis in Kiel. "Aber UNICEF ist kein normales Unternehmen, für das deshalb auch nicht die Regeln auf dem normalen Markt gelten."

"Die Stimmung bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern ist gespalten", sagte Carmen Creutz. Sie vertritt die gut 120 UNICEF-Regionalgruppen im Vorstand. Bei Regionaltreffen von ehrenamtlichen Mitarbeitern habe es sowohl Forderungen nach dem Rücktritt von Simonis als auch von Garlichs gegeben. Viele Vertreter hätten auch den Rückzug von beiden verlangt. Der neue UNICEF- Vorsitzende Reinhard Schlagintweit sprach Garlichs das Vertrauen aus. Dem Geschäftsführer war Verschwendung von Spendengeldern vorgeworden worden.

Die "Frankfurter Rundschau" veröffentlichte einen Brief der Prüfungsgesellschaft KPMG, in dem es heißt, es sei in dem Bericht "sehr klar von Verstößen die Rede". Das Hilfswerk hatte dagegen erklärt, KPMG habe festgestellt, dass es "keine Verschwendung von Geldern, keine Unregelmäßigkeiten oder gar Satzungs- oder Gesetzesverstöße" gegeben habe. KPMG hatte in dem Brief vom 14. Januar UNICEF aufgefordert, diese Erklärung zurückzuziehen. Nach Angaben des Kinderhilfswerks ist dieser Konflikt inzwischen ausgeräumt. KPMG habe schon einen Tag später zugestimmt, "dass die Vorstandserklärung in der vorliegenden Form im Netz bleibt", teilte UNICEF mit. KPMG wollte sich nicht äußern.

Simonis sagte dem Sender NDR Info über die festgestellten Mängel: "Das sind keine "Peanuts"." UNICEF sei "ein Unternehmen mit hohem moralischem Anspruch gegen sich selbst und gegen andere". Deshalb brauche das Kinderhilfswerk mehr Transparenz und eine stärkere Einbindung der Mitglieder. Sie schlug vor, Satzungsänderungen auf einer Mitgliederversammlung zu besprechen. Die frühere Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein war am Samstag wegen unüberbrückbarer Differenzen zum übrigen UNICEF-Vorstand zurückgetreten.

Auch Creutz sagte, UNICEF müsse transparenter werden. Die Regionalgruppen hätten dazu einen Forderungskatalog aufgestellt. So solle unter anderem der Geschäftsführer nicht mehr dem Vorstand angehören. Garlichs und der Vorstand müssten "das Vertrauen der Arbeitsgruppen und der Öffentlichkeit in UNICEF zurückgewinnen". Eine Zusammenarbeit mit Simonis sei nicht mehr möglich gewesen, sagte Creutz.

Die Wirtschaftsprüfer hatten in vier von fünf untersuchten Sachverhalten "Verstöße gegen bestehende Regeln der Vergabe, Durchführung und Kontrolle von Transaktionen festgestellt". So habe es bei Aufträgen an Berater wiederholt keine schriftlichen Vereinbarungen gegeben. Eine Kurzfassung des KPMG-Berichts, der diese Kritik enthält, hatte UNICEF mit der Garlichs entlastenden Vorstandserklärung im Januar veröffentlicht. Dem Geschäftsführer war vorgeworfen worden, die externen Berater zu großzügig honoriert zu haben. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Untreue.


Quelle: ntv.de

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