Politik

UNICEF im Kreuzfeuer Garlichs gibt auf

In der Vertrauenskrise bei UNICEF hat sich der umstrittene Geschäftsführer Dietrich Garlichs dem öffentlichen Druck gebeugt und ist zurückgetreten Garlichs habe sein Amt nach wachsender Kritik zur Verfügung gestellt, so eine Sprecherin. Er zog damit die Konsequenzen aus monatelangen Negativschlagzeilen und einem zuletzt stark zurückgegangenen Spendenzufluss an das Kinderhilfswerk.

"Für den Vertrauensschaden, der in den vergangenen Wochen entstanden ist, übernehme ich in meiner Funktion als Geschäftsführer die Verantwortung", erklärte Garlichs in einem Brief an den Vorstand. "Ich entschuldige mich bei allen, die unter der öffentlichen Diskussion zu Unrecht gelitten haben."

Der UNICEF-Vorsitzende Reinhard Schlagintweit dankte dem Geschäftsführer für 18 Jahre "außerordentlich erfolgreiche Arbeit". "Ich bedaure die Entscheidung von Dietrich Garlichs. Ich weiß, wie schwer sie ihm gefallen ist. Ihm gilt meine Hochachtung", sagte Schlagintweit, der erst vor wenigen Tagen auf die zurückgetretene Heide Simonis gefolgt war.

Verdacht der Untreue

Garlichs waren zu großzügige Honorare für externe Berater vorgeworfen worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Untreue. In seiner Erklärung schreibt Garlichs, er stelle seine Position als Geschäftsführer nach dem Vertrauensverlust zur Verfügung.

"Ich tue dies mit der Überzeugung, dass UNICEF die Möglichkeit haben muss, sich mit ungeteilter Kraft der Arbeit für das Wohl von Kindern zu widmen." Zugleich betonte er, in seinen 18 Jahren bei UNICEF habe die Organisation ihre Einnahmen vervierfacht.

Noch am Mittwoch hatte die UNICEF-Spitze in einer Pressekonferenz in Berlin beteuert, Garlichs werde nicht zurücktreten, weil dies als Schuldeingeständnis interpretiert werden könne. Mehrere Großspender hatten aber sehr deutlich personelle Konsequenzen gefordert, und zwar über den Rücktritt von Simonis am vergangenen Wochenende hinaus.

Kritik aus New York

Sowohl die UNICEF-Zentrale in New York als auch die UNICEF- Schirmherrin Eva Luise Köhler und die Bundesregierung hatten sich besorgt über den entstandenen Vertrauensverlust geäußert. Das Ansehen von UNICEF müsse schnell wiederhergestellt werden, da sonst die Kinder, für die sich die Organisation rund um den Globus einsetze, die Leidtragenden seien.

Der UNICEF-Vorstand hatte Garlichs mehrfach das Vertrauen ausgesprochen. Eine Überprüfung durch die Prüfungsgesellschaft KPMG ergab, dass UNICEF zwar gegen eigene Verfahrensregeln verstoßen habe, sich aber im strafrechtlichen Sinne nichts hatte zuschulden kommen lassen. Viele Kritiker, auch aus der Organisation selbst, bemängelten jedoch, dass dies bei einer Organisation wie UNICEF nicht entscheidend sei. Das Kinderhilfswerk müsse viel höhere ethische Maßstäbe an sich anlegen.

Quelle: ntv.de

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