Krieg mit der Hamas Gazastreifen ist dicht
18.01.2008, 08:52 UhrAls Reaktion auf den fortwährenden Raketenbeschuss durch militante Palästinenser hat Israel den Gazastreifen vollständig abgeriegelt. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas drohte für den Fall weiterer israelischer Militäraktionen derweil mit seinem Rücktritt und der Aussetzung der gerade erst begonnenen Friedensverhandlungen.
Nach einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" bombardierte die israelische Luftwaffe ein leeres Bürogebäude in Gaza-Stadt. Dabei sei eine Frau in der Nähe getötet worden. Das Gebäude sei bis vor einigen Monaten von der Hamas als "Innenministerium" genutzt worden. Dem Blatt zufolge gab es weitere Angriffe auf Ziele im Gazastreifen, darunter zwei Hauptquartiere der Hamas. Die Hamas hat in den vergangenen drei Tagen vom Gazastreifen aus mehr als 110 Raketen auf Israel gefeuert.
Nach der Abriegelung des Gazastreifens dürfen selbst Hilfslieferungen der Vereinten Nationen nicht in den von 1,5 Millionen Menschen dicht besiedelten Küstenstreifen gebracht werden. Das israelische Verteidigungsministerium ordnete die Schließung aller Grenzübergänge in den Gazastreifen an, der seit dem Sommer von der radikal-islamischen Hamas kontrolliert wird.
Abbas droht mit Rücktritt
Unterdessen berichtete die Zeitung "Jerusalem Post" unter Berufung auf einen hohen Beamten der palästinensischen Autonomiebehörde, dass Abbas für den Fall weiterer israelischer Militäroperationen im Gazastreifen und im Westjordanland über seinen Rücktritt nachdenke. "Der Präsident hat gesagt, dass er zurücktreten wird, wenn die militärische Eskalation und das tägliche Töten weitergehen", sagte der namentlich nicht genannte Beamte.
Wenn die Milch knapp wird, kann sie rein
Hilfslieferungen dürften nur passieren, wenn sie von Verteidigungsminister Ehud Barak persönlich genehmigt seien, sagte dessen Sprecher. "Wenn die Milch im Gazastreifen knapp wird, wird der Minister gebeten, eine Milchlieferung zu gestatten, und dann kann sie rein", erläuterte er.
Die UN-Hilfsorganisation UNRWA berichtete, ihre Lastwagen seien an der Grenze gestoppt worden. "Gaza ist völlig abgeriegelt. Das wird die ohnehin schon schwierige Lage weiter komplizieren", sagte UNRWA-Sprecher Christopher Gunness. Seine Organisation schickt täglich 15 Lastwagen in das Gebiet, dessen Bewohner weitgehend auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen sind.
Schon nach der Machtübernahme der Hamas im Juni hatte Israel die Hilfslieferungen eingeschränkt. Viele lebenswichtige Güter gelangten dennoch über die Grenze: Sie wurden entweder mit israelischer Genehmigung geschickt oder in den Gazastreifen geschmuggelt.
"Krieg" mit der Hamas
Seit Montag wurden bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen mehr als 30 Palästinenser getötet, darunter auch mehrere Zivilisten. In Nablus im Westjordanland töteten israelische Soldaten am Freitag einen Kämpfer von Präsident Mahmud Abbas' Fatah-Bewegung.
Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hatte die Auseinandersetzungen mit der Hamas am Donnerstag als Krieg bezeichnet. Abbas sieht in den Kämpfen eine Gefahr für die eben erst unter Vermittlung von US-Präsident George W. Bush wiederbelebten Friedensverhandlungen.
Quelle: ntv.de