Politik

Verhandlungen gescheitert Gbagbos Bunker wird gestürmt

Gbagbo bleibt kein anderer Ausweg als das Exil.

Gbagbo bleibt kein anderer Ausweg als das Exil.

(Foto: REUTERS)

Noch kein Ende des Blutvergießens in der westafrikanischen Elfenbeinküste: Nachdem Verhandlungen über eine Aufgabe des abgewählten Präsidenten Gbagbo und seinen Gang ins Exil scheiterten, greifen die Truppen des international anerkannten Wahlsiegers Quattara Gbagbos letzte Zuflucht an.

Französische Soldaten haben die Kontrolle über den Flughafen in Abidjan übernommen.

Französische Soldaten haben die Kontrolle über den Flughafen in Abidjan übernommen.

(Foto: dpa)

In der Elfenbeinküste haben Truppen des international anerkannten Wahlsiegers Alassane Ouattara mit der Erstürmung des Präsidenten-Bunkers von Laurent Gbagbo begonnen. Gbagbo sei "noch nicht in ihrer Gewalt, aber sie sind kurz davor. Die Truppen befinden sich bereits im Gebäude", sagte eine Sprecherin der Ouattara-Truppen. Anwohner aus der Umgebung des Präsidentenpalastes berichteten von schweren Gefechten und lauten Explosionen. Verhandlungen über eine Aufgabe Gbagbos und seinen Gang ins Exil waren zuvor gescheitert.

Nachdem die Spitzen von Armee, Polizei und Präsidentengarde am Dienstag eine Einstellung der Kämpfe angeordnet hatten, kann sich Gbagbo nur noch auf eine kleine Gruppe loyaler Milizen stützen. Trotzdem hat er Berichte über eine Übergabe der Macht und die Forderung nach sicherem Geleit zurückgewiesen. Seine Armee führe lediglich Gespräche über einen Waffenstillstand, hieß es. Gbagbo bezeichnet sich erneut als offizieller Sieger der Präsidentenwahl im November.

Ein Kämpfer des Wahlsiegers Quattara.

Ein Kämpfer des Wahlsiegers Quattara.

(Foto: AP)

Als rechtmäßig gewählter Präsident gilt jedoch der Gbagbo-Herausforderer Ouattara, dessen Truppen den abgewählten Präsidenten in der Millionenmetropole Abidjan mit Unterstützung der französischen Streitkräfte eingekesselt haben. Bei den jüngsten Gefechten am Präsidentenpalast sind nach französischen Angaben jedoch keine französischen Soldaten beteiligt.

"Finaler Angriff" auf Gbagbo

Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf Pariser Regierungskreise, die Verhandlungen über eine Machtübergabe seien gescheitert. Die Truppen von Ouattara hätten nun den "finalen Angriff" gestartet.

Gbagbo sitzt im Dezember 2010 im Präsidentenpalast. Den Wahlausgang gegen ihn hat er nie anerkannt.

Gbagbo sitzt im Dezember 2010 im Präsidentenpalast. Den Wahlausgang gegen ihn hat er nie anerkannt.

(Foto: Reuters)

Es sei unglaublich, dass das Schicksal eines Landes bei "einer Pokerpartie ausländischer Mächte" ausgetragen würde, sagte Gbagbo dem französischen Nachrichtensender LCI. Er habe für Verhandlungen gebetet. Die ausländischen Mächte im Lande würden das Kräfteverhältnis jedoch zugunsten von Ouattara verschieben, so dass der Verhandlungen ablehne. Er selbst hänge am Leben und sei kein Märtyrer. "Doch wenn der Tod da ist, dann ist er da", meinte er auf die Frage, ob er nun über den Tod nachdenke.

"Wir werden zusammen mit den Vereinten Nationen weiterhin Druck machen, damit Gbagbo die Realität akzeptiert", sagte der französische Außenminister Alain Juppé am Mittwochmorgen dem Radiosender France Info. Derzeit hoffe er allerdings, dass neue Militäraktionen vermieden werden könnten. Der französische Admiral Edouard Guillaud sagte dem Sender Europe 1, neue Einsätze im Auftrag der Vereinten Nationen seien möglich. Seiner Einschätzung nach sei das Ende der Ära Gbagbo aber nur noch "eine Frage von Stunden".

Die Rücktrittsweigerung Gbagbos kritisierte Juppé scharf. "Diese Starrköpfigkeit ist absurd. Gbagbo hat keinerlei Perspektive mehr. Alle Welt hat ihn fallen gelassen", sagte der Außenminister der ehemaligen Kolonialmacht. Der Präsident könne nur noch über Bedingungen für den Rücktritt verhandeln. Frankreich habe die Vereinten Nationen aufgefordert, Gbagbo und seiner Familie körperliche Unversehrtheit zuzusichern.

"Das wichtigste ist (...) die nationale Aussöhnung, die Bildung einer nationalen Einheit", sagte der Außenminister. Für den wirtschaftlichen Wiederaufbau werde es wichtig sein, die Sanktionen gegen das Land zu lockern.

EU verhängt weitere Sanktionen

Ersteinmal hat aber die EU weitere Saktionen gegen Gbagbo verhängt. Die EU-Staaten untersagten den Kauf von Staatsanleihen und anderen Kreditpapieren des Landes sowie die Vergabe von Krediten an die "unrechtmäßige Regierung von Laurent Gbagbo", wie der Rat der Europäischen Union in Brüssel mitteilte. Ausgenommen sind davon Mittel für humanitäre Hilfe. Zudem wurden gegen einen weiteren Angehörigen aus dem Umfeld Gbagbos ein Einreiseverbot sowie Kontosperrungen ausgesprochen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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