Politik

"Vermächtnis in Ehren halten" Gedenken an Dachau-Befreiung

Das Eingangstor ins Konzentrationslager Dachau mit dem zynischen Satz "Arbeit macht frei".

Das Eingangstor ins Konzentrationslager Dachau mit dem zynischen Satz "Arbeit macht frei".

(Foto: dpa)

Überlebende gedenken in Dachau der Befreiung des Konzentrationslagers vor 65 Jahren. Bundespräsident Köhler dankt ihnen in einer Rede: "Sie haben immer Zeichen der Versöhnung gesetzt." In Berlin findet derweil die erste Jüdische Parade in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg statt.

Überlebende des Konzentrationslagers Dachau und Politiker haben der Befreiung der Häftlinge vor 65 Jahren gedacht. Bundespräsident Horst Köhler hielt in der heutigen KZ-Gedenkstätte ein Plädoyer gegen das Vergessen. "Wir begreifen unsere Geschichte als Mahnung, und wir haben aus ihr gelernt", sagte Köhler. Er sei sehr froh, dass es in Deutschland eine "lebendige Kultur der Erinnerung" gebe.

In dem Lager starben von 1933 bis 1945 zehntausende Menschen. Ein ehemaliger US-Soldat, der vor 65 Jahren dabei war, als seine Truppen die Gefangenen befreiten, überbrachte eine Grußbotschaft von US-Präsident Barack Obama. "Unsere Aufgabe bleibt es, das Vermächtnis der Überlebenden in Ehren zu halten", schrieb Obama. Menschen in aller Welt müssten gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit kämpfen.

"Sie schenken Mut und Zuversicht"

KZ-Überlebende bei der Gedenkfeier.

KZ-Überlebende bei der Gedenkfeier.

(Foto: dpa)

Köhler dankte den zahlreichen Überlebenden, die zur Feier in die Gedenkstätte Dachau gekommen waren. "Sie haben in all den Jahren nie Rache und Vergeltung das Wort geredet, sondern immer Zeichen der Versöhnung gesetzt." Deutschland dürfe nie vergessen, wohin Diktatur, Rassismus, Überlegenheitswahn führten, betonte Köhler.

Ausdrücklich dankte der Bundespräsident dem Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Dachau, Max Mannheimer sowie anderen Überlebenden für ihre Ausklärungsarbeit. "Sie schenken mir und anderen Mut und Zuversicht, dass wir doch als Menschen in der Lage sind, uns zu versöhnen", sagte Köhler. Der 90-jährige Mannheimer berichtet bis heute in Vorträgen unter anderem in Schulen über die Nazi-Gräuel.

Jüdische Parade in Berlin

Mit drei prächtigen Wagen ist derweil die erste Jüdische Parade in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg durch Berlin gezogen. Rund 1500 Menschen hätten sich dem Umzug im Stadtteil Charlottenburg angeschlossen, sagte eine Sprecherin der Gemeinde Chabad Lubawitsch. Jüdische Vereine und Organisationen wollten noch bis zum Abend ein Fest für Frieden und Toleranz feiern.

Mitglieder von Berlins Jüdischer Gemeinde zeigen: Jüdisches Leben ist in Deutschland aktiver denn je.

Mitglieder von Berlins Jüdischer Gemeinde zeigen: Jüdisches Leben ist in Deutschland aktiver denn je.

(Foto: APN)

Unterstützt wurde die Parade von mehr als 20 jüdischen Organisationen, Institutionen und Vereinen sowie von der israelischen Botschaft. Sie solle zeigen, dass jüdisches Leben in Deutschland heute aktiver denn je blühe, hieß es von der Gemeinde.

Die Parade geht auf das Lag BaOmer-Fest vor 2000 Jahren zurück, als in Israel eine große Plage gestoppt wurde, der mehrere Menschen zum Opfer fielen, sagte der Gemeindevorsitzende, Rabbiner Yehuda Teichtal. Grund für die Plage sei gewesen, dass die Menschen nicht genug Respekt füreinander hatten. Für Deutschland sei die Parade von besonderer Bedeutung, weil sich Menschen mit verschiedenem Hintergrund auf einen gemeinsamen positiven Weg machten. Ähnliche Paraden gebe es auch in London, New York und Paris.

Die vor 250 Jahren gegründete Chabad-Lubawitsch-Bewegung war zunächst in Russland verbreitet und dehnte sich dann über die Nachbarländer aus.

Quelle: ntv.de, dpa

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