Politik

"Wir leben in einer Welt" Gedenken an Flutopfer

Bundespräsident Horst Köhler hat die internationale Staatengemeinschaft nach der Flutkatastrophe in Asien zur Zusammenarbeit aufgerufen. "Wir haben mit der Flutkatastrophe in Südostasien begriffen: Wir alle gehören zusammen, wir leben in einer Welt", sagte Köhler am Donnerstag bei einem Staatsakt für die vielen Tausend Opfer der Naturkatastrophe im Berliner Reichstag. An der Gedenkstunde, für die der Bundestag seine reguläre Sitzung unterbrochen hatte, nahmen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Vertreter aller Verfassungsorgane teil. Auch Angehörige der Opfer, Repräsentanten der Hilfsorganisationen und zahlreiche Botschafter waren anwesend.

Die furchtbare Katastrophe, auch wenn sie sich weit entfernt von Deutschland abspielte, "hat uns alle getroffen", sagte Köhler. "Wir trauern um die Toten aus Deutschland. Und wir trauern auch um die vielen Toten aus Indonesien und Sri Lanka, aus Indien, Thailand und aus den anderen Ländern rund um den Indischen Ozean." Nach jüngsten Schätzungen sind in der Flut 220.000 Menschen umgekommen.

"Wann - wenn nicht jetzt - werden wir die Kraft finden, unser Handeln auch als Weltinnenpolitik zu verstehen?", fragte Köhler. Überall seien Menschen in Not, sei es durch Naturkatastrophen, durch Armut, Krieg oder Aids. "Wenn wir unsere eigene Endlichkeit und Begrenztheit erkennen, werden wir auch aufmerksam für den anderen in seiner Not und seiner Hilfsbedürftigkeit. Die verheerende Zerstörungskraft der Wassermassen hat überall auf der Welt in den Menschen Zuwendung und Mitgefühl geweckt."

Köhler dankte den Helfern, die in den Katastrophengebieten Unglaubliches geleistet hätten, und würdigte die Arbeit des Auswärtigen Amts. Ausdrücklich hob Köhler die Hilfsbereitschaft der Deutschen hervor. Millionen privater Spender hätten eine gewaltige Summe zusammengebracht. Die Bundesregierung habe weitere 500 Millionen Euro bereitgestellt. "Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe ist das ein angemessener Betrag für unser Land, das - trotz aller Schwierigkeiten - stark und leistungsfähig ist."

Mit den umfangreichen Hilfsgeldern sei jetzt eine große Verantwortung verbunden. "Es muss gelingen, dass die zerstörten Küstenregionen nachhaltig wieder aufgebaut werden, dass vor allem bedürftige Familien Unterstützung bekommen, dass Kinder nicht in die Hände von Menschenhändlern geraten, dass ein Tsunami-Frühwarnsystem aufgebaut wird und dass sich niemand auf Kosten der Notleidenden bereichert", sagte der Bundespräsident. Wichtig sei, dass die Menschen in den Katastrophengebieten nach erster lebensnotwendiger Soforthilfe die Aufbauarbeit selbst in die Hand nähmen. "Das Prinzip 'Hilfe zur Selbsthilfe' gilt auch in diesem Fall."

Köhler verknüpfte mit der Bewältigung der Katastrophenfolgen auch die Hoffnung, dass blutige Konflikte in den betroffenen Ländern beendet werden können. Er verwies auf die Bürgerkriege in Sri Lanka und der indonesischen Provinz Aceh. In den ersten Stunden und Tagen der Flut hätten sich Menschen aus verfeindeten Gruppen spontan geholfen und zum Teil zum ersten Mal überhaupt miteinander gesprochen. "Diesen spontanen menschlichen Impuls sollten die Konfliktparteien aufgreifen und Frieden schaffen. Erst dann kann der Wiederaufbau ein Erfolg werden."

Quelle: ntv.de

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