Politik

Peres in Warschau Gedenken an Ghetto-Aufstand

65 Jahre nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto haben die Präsidenten Polens und Israels, Lech Kaczynski und Schimon Peres, der Kämpfer und Opfer dieser größten jüdischen Erhebung im Zweiten Weltkrieg gedacht. Bei der zentralen Gedenkzeremonie am Denkmal der Ghetto-Helden in Warschau sagte Kaczynski, obwohl eine Wiederholung des Holocaust in der Welt von heute unmöglich erscheine, müsse man wachsam sein. Die Gedenkzeremonie sei eine Huldigung für die Helden und zugleich ein "Zeugnis der Erinnerung und Wachsamkeit".

Kaltblütig ermordet

Peres erinnerte daran, dass die Mehrheit der Ghetto-Kämpfer umgekommen sei. Sie seien kaltblütig ermordet worden und hätten den Kampf verloren. Vom Standpunkt der Geschichte sei es allerdings ein "Sieg des Menschen über die menschliche Bestialität" gewesen. Der israelische Präsident betonte, wir wollten Rache, aber "keine faschistische, sondern eine des jüdischen Volkes". Als solche bezeichnete er unter anderem die Gründung des Staates Israel und sein Bestehen trotz "sieben Angriffen" der Nachbarstaaten. Auch Kaczynski nannte die Entstehung Israels vor 60 Jahren ein "Akt historischer Gerechtigkeit."

Ehrung für Überlebenden

An der Veranstaltung auf einem Platz im Zentrum des ehemaligen jüdischen Bezirkes beteiligten sich auch der polnische Ministerpräsident Donald Tusk und Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski. Anwesend war auch der französische Außenminister Bernard Kouchner, der den letzten lebenden Kommandeur der Aufständischen, Marek Edelman, mit dem Orden Legion d'Honneur auszeichnete.

Kaczynski und Peres hatten zuvor Kerzen am "Umschlagplatz" entzündet, einer Eisenbahnrampe, von der 1942 hunderttausende Ghetto-Insassen in die Vernichtungslager transportiert worden waren. Am Nachmittag war ein Treffen der beiden Präsidenten mit der Polin Irena Sendler (98) geplant, die 2500 jüdische Kinder aus dem Ghetto schmuggelte und ihnen so das Leben rettete.

In Treblinka vergast

Nach dem Überfall auf Polen 1939 hatten die deutschen Nationalsozialisten im besetzten Warschau ein Ghetto eingerichtet und dort bis zu einer halben Million Juden zusammengepfercht. Im Sommer 1942 wurden rund 300.000 von ihnen ins NS-Vernichtungslager Treblinka gebracht und vergast. Als am 19. April 1943 SS-und Wehrmachtseinheiten ins Ghetto einrückten, um die verbliebenen Einwohner zu deportieren, brach ein Aufstand aus, der nach vier Wochen mit der Sprengung der Synagoge am 16. Mai endgültig niedergeschlagen wurde.

In einem Namensartikel für die polnische Boulevardzeitung "Fakt" schrieb Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die Erinnerung an "diese Schuld" bedrücke Deutsche bis heute. Er erinnerte an den Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Ghetto-Denkmal 1970. "In ihrer tiefen Menschlichkeit wurde die Geste des Kniefalls zum Neubeginn im Verhältnis unserer beiden Länder", so Steinmeier. Er warb für seine Idee, zum 40. Jahrestag dieser Geste 2010 eine große deutsch-polnische Ausstellung zu organisieren.

Die Gedenkfeiern wurden in diesem Jahr vorgezogen, weil zum eigentlichen Datum des Beginns des Aufstandes der jüdische Sabbat ist und am nächsten Tag das Pessach-Fest beginnt.

Quelle: ntv.de

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