Terror in Großbritannien Gedenken und Ermittlungen
07.07.2007, 08:15 UhrZwei Jahre nach den Terroranschlägen im Londoner Verkehrsnetz haben Angehörige, Freunde und Regierungsvertreter der Opfer gedacht. Premierminister Gordon Brown nahm kurz vor 9.00 Uhr (10.00 MESZ) am Bahnhof King's Cross an einer Kranzniederlegung teil. Um diese Uhrzeit hatte sich am 7. Juli 2005 der erste von vier Selbstmordattentätern in die Luft gesprengt. Insgesamt rissen sie mit in Rucksäcken versteckten Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus 52 Menschen mit sich in den Tod. Mehr als 700 wurden verletzt.
Bei der Kranzniederlegung in London weinten viele der Beteiligten, andere brachen in den Armen ihrer Angehörigen zusammen. Überschattet wurde das Gedenken von Berichten, dass zahlreiche Überlebende immer noch auf Entschädigung warten.
Auf Wunsch der Familien gab es am Samstag keine große öffentliche Veranstaltung. George Roskilly, ein Überlebender der Anschläge, sagte: "Das ist etwas, das uns für den Rest unseres Lebens begleiten wird." Im Hyde Park soll eine Gedenkstätte für die Opfer der Anschläge entstehen.
Das Gedenken wurde von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitet. In London finden an diesem Wochenende zahlreiche Großveranstaltungen statt, darunter das Live-Earth-Konzert, das Tennisturnier Wimbledon und die Tour de France.
Erste Anklage
Am Tag des Gedenkens wurde Großbritannien einmal mehr an die weiter bestehende Terrorgefahr erinnert. Ein Richter in London bestätigte die Anklageerhebung gegen den irakischen Arzt Bilal Abdullah wegen des Anschlags am Flughafen von Glasgow am 30. Juni und ordnete Untersuchungshaft für den 27-Jährigen an. Der Mann war nach Angaben der Polizei zusammen mit einem Komplizen in einem brennenden Geländewagen, in dem sich ein Sprengsatz befand, gegen den Eingang der Empfangshalle des Airports gerast.
Zudem soll der Iraker mit Unterstützung anderer Terroristen zwei Autobomben in London platziert haben, die allerdings nicht explodierten. Die sieben anderen Verdächtigen befinden sich in Polizeigewahrsam. Abdullah wurde von den Ermittlungsbehörden der "Verschwörung mit anderen zur Herbeiführung von Explosionen" beschuldigt, durch die Menschen getötet und schwere Sachbeschädigungen angerichtet werden sollten. Nach Angaben des Senders BBC stehen auf die ihm zur Last gelegten Anklagepunkte bis zu lebenslanger Haft.
Terrorärzte
Am Freitag vergangener Woche waren durch Zufall zwei mit Sprengsätzen bestückte Autos im Zentrum von London entdeckt und rechtzeitig entschärft worden. Ihre Explosion hätte nach Ansicht der Ermittler hunderte von Menschen getötet oder verletzt. Wenige Stunden später erfolgte der Anschlag auf den Flughafen von Glasgow. Dabei wurden insgesamt sechs Menschen verletzt. In Großbritannien galt daraufhin mehrere Tage die höchste Terrorwarnstufe.
Bei der Fahndung nach den Hintermännern gingen der britischen Polizei acht Verdächtige ins Netz. Die meisten von ihnen waren in medizinischen Berufen tätig.
Im Rahmen der Ermittlungen wurden auch vier Ärzte in Australien verhört. In Perth in West-Australien und im Bundesstaat New South Wales seien Laptops und Mobiltelefone sichergestellt worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Ein indischer Arzt war am Montag in Queensland festgenommen worden, als er das Land verlassen wollte. Er hatte mit einem der in Großbritannien festgenommenen Terrorverdächtigen zusammen studiert und in Liverpool gearbeitet. Nach Angaben der australischen Polizei handelt es sich bei den vier Männern um im Ausland ausgebildete Ärzte mit ähnlichem Profil wie die Festgenommenen in Großbritannien.
Quelle: ntv.de