Politik

250 Deutsche trainieren in Terrorcamps Gefahr aus dem eigenen Land

Vielleicht radikalisierte der Drill in Terrorcamps von Al-Kaida den Serienattentäter von Toulouse für seine Taten. Eine beunruhigende Vorstellung. Sicherheitsbehörden warnen: Auch etliche Deutsche besuchen die Trainingslager der militanten Islamisten.

Al Kaida und die Taliban nutzen auch Deutsche Islamisten für ihre Propaganda.

Al Kaida und die Taliban nutzen auch Deutsche Islamisten für ihre Propaganda.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zweimal war der mutmaßliche Serienattentäter von Toulouse in Afghanistan und Pakistan. behauptete, im Grenzgebiet der Länder von Al-Kaida ausgebildet worden zu sein. Das Training spielte für seine Morden in Frankreich vielleicht eine zentrale Rolle. Nicht nur der 23-Jährige Franzose unterzog sich dem Terrordrill im Ausland. Seit den 1990er Jahren zog es auch rund 250 Menschen aus Deutschland in derartige Camps. Davon gehen die hiesigen Sicherheitsbehörden aus.

Nach Angaben des Terrorismusexperten der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, gingen allein 2009 bis zu 40 junge Menschen aus Deutschland nach Pakistan. Die meisten von ihnen sind laut Steinberg wieder zurück in Deutschland, und "die meisten, die möglicherweise etwas vorhatten, stehen im Moment vor Gericht". Das sagte der Experte dem ZDF. "Aber es sind noch mindestens zwei Dutzend auf dem Weg, so dass auch wir damit zu rechnen haben, dass wir hier in den nächsten Jahren noch einige Probleme bekommen werden."

Manche Terroristen bleiben unsichtbar bis zur Tat

Doch noch größer erscheint die Gefahr durch die Islamisten, die Es sind vor allem radikalisierte Einzeltäter wie Mohammed Merah, von denen laut Sicherheitsexperten in Europa schon seit Jahren eine steigende Anschlagsgefahr ausgeht. Doch wenn sie in Terrorcamps waren, können die Sicherheitsbehörden ihre Reisebewegungen verfolgen und ihnen auf der Spur bleiben. Viel schwieriger ist das bei Tätern, die sich in den eigenen vier Wänden radikalisieren.

Dass konkrete Anschlagsgefahren hierzulande nicht nur von Rückkehrern aus Terrorcamps ausgehen, beweist das Beispiel der Kofferbomber von Köln. Ohne Auftrag oder Unterstützung von Terror-Organisationen deponierten die beiden libanesischen Studenten Youssef Mohamad E.H. und Jihad H. am 31. Juli 2006 im Kölner Hauptbahnhof selbstgebaute Sprengsätze in zwei Zügen nach Hamm und Koblenz. Lediglich ein handwerklicher Fehler beim Bombenbau verhinderte die Detonation der Sprengsätze. Mit den Anschlägen wollten die beiden Täter Vergeltung für die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen üben.

Auch den Kosovaren Arid U., der wegen der tödlichen Schüsse auf zwei US-Soldaten Anfang März 2011 am Flughafen von Frankfurt am Main , stachelte vermutlich islamistische Internet-Propaganda zu der Tat an. U. wird zu den sogenannten "homegrown terrorists" gezählt - zu jenen Tätern also, die in dem Land aufgewachsen sind, auf das ihre terroristischen Aktivitäten zielen.

Zu diesem Terroristen-Typus zählen auch die Mitglieder der Sauerland-Gruppe, die 2006 ein Ausbildungslager im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgesucht hatten. Im Gegensatz zu den Mordplänen von Arid U. und der Kofferbomber flogen die Anschlagsvorbereitungen der Sauerland-Terroristen aber 2007 rechtzeitig auf.

Quelle: ntv.de, Richard Heister, AFP

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